Volltext: Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrads von Hötzendorf (Ergänzungsheft 10 1937)

Conrad und seine Vorgänger 
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„So waren beispielsweise für die Zeit von 1907 bis 1910 jährlich nur 3.65 Mil¬ 
lionen Kronen, im Jahre 1911 6 Millionen Kronen zu Befestigungszwecken für die 
ganze Monarchie ausgeworfen. Davon sollte aber nicht nur der Bau, sondern auah 
die Armierung bestritten werden. Da die Armierung etwa dieselben Kosten erheischte 
wie der Bau, blieben für diesen nur 1.8, resp. 3 Millionen Kronen. (Bei den damaligen 
Preisverhältnissen rechnete man für eine komplette Panzerhaubitze 400.000 Kronen, für 
eine 8 cm-Kanone hinter Panzern 150.000 Kronen. Ein Werk mit 6 Panzerhaubitzen — 
wie es meist die italienischen waren — hätte mit den nötigen Nahkampfanlagen und 
Unterkünften also 2.4 Millionen Kronen gekostet.) Demgegenüber wurden in Italien, 
das doch nur kurze Landfronten und die Küste zu bedenken hatte, für die Zeit von 
1907 bis 1909 ein Ordinarium von 27.9 und ein Extraordinarium von 186 Millionen 
Lire nur für Befestigungen bewilligt." 
Conrad nahm den Kampf auf. Während aber FZM. Beck bei ähn¬ 
licher Zielsetzung in langsamer,, stetiger Weise dem gerade noch Mög¬ 
lichen zustrebte, ging Conrads Feuergeist immer gleich aufs Ganze, 
freilich auch durch die mittlerweile verschärfte •außenpolitische Lage 
hiezu veranlaßt. Dabei erlebte der neue Generalstabschef, der noch 
nicht wie sein Vorgänger — der langjährige Vertraute des Kaisers — 
über das gleich große Maß an Autorität verfügte, eine Reihe von 
Enttäuschungen durch Zurückstellung seiner Forderungen. 
Wenn hier stets von einer Ära Conrad die Rede sein wird, 
so durfte die einjährige Unterbrechung seiner Cheftätigkedt (1911/12) 
unberücksichtigt bleiben, da FML. Blasius Schemua keine Änderungen 
an den von Conrad festgesetzten Richtlinien vorgenommen hatte. 
Zu den grundsätzlichen Anschauungen Conrads auf dem Gebiete 
des Befestigungswesens gehörte selbstverständlich, daß er den perma¬ 
nenten Anlagen im Hochgebirge und an der Küste, ihrer dankbarsten 
und unbestrittensten Anwendung, den Vorrang gegenüber allen anderen 
gab. Dort bewegte sich die Kriegshandlung in einigermaßen voraus¬ 
zusehenden Bahnen und die Auswertung der verausgabten Geldsummen 
war verhältnismäßig am größten; außerdem ließen sich Improvisationen 
dort schwer bewerkstelligen. An der Grenzfront im Südwesten war 
es auch nötig, die öst.-ung. Befestigungen in eine Art Wechselbeziehung 
zu jenen Italiens zu bringen; aim Ufer der Adria sollte auf die Flotten¬ 
stützpunkte des apenninischen Königreiches und auf Landungen des 
Gegners Rücksicht genommen werden; im Südosten mußte die Umge¬ 
staltung der verteidigungsfähigen Hochbauten, anfangs nur gegen die 
zu Aufständen geneigten Bewohner der okkupierten Provinzen errichtet, 
in zeitgemäße Befestigungen gegen die beiden benachbarten slawischen 
Kleinstaaten fortgesetzt werden. Im galizischen Manövriergelände bil-
	        
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