Volltext: Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrads von Hötzendorf (Ergänzungsheft 10 1937)

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S t e i n i t z undlBrosch 
könne auch nicht Werke nahe an der Grenze bauen, da sie vom Feinde zusammen¬ 
geschossen würden, und dergleichen mehr. Es kostete nicht nur Mühe, diese in der 
Folge durch den Weltkrieg eklatant widerlegten Einwürfe abzuweisen, sondern es 
verzögerte sich dadurch die Ausführung selbst, weil, anstatt das Votum des Chefs 
des Generalstabes und des Generalgenieinspektors allein gelten zu lassen, alle Ent¬ 
scheidungen an Kommissionen' überwiesen wurden. Bei diesen sprachen manch Un¬ 
berufene mit. Es kamen nur Kompromisse und Halbheiten zustande6)." 
Im Anschlüsse an die Etsch—Arsa-Sperre sollten die Plateaus 
von Fol g ari a und Lavarone befestigt werden. 7- 
In seinem Memoire vom 8. Jänner 1907 begründete Conrad die Not¬ 
wendigkeit dieser Anlagen damit, daß der Feind als Herr dieser Hoch¬ 
flächen die Tenna-Position in der ValSugana bekämpfen konnte, daher 
müßten sie durch Befestigungen im sicheren eigenen Besitze bleiben, 
was auch einer öst.-ung. Offensive sowohl gegen Schio—Bassiano als 
auch durch die ValSugana zustatten kommen würde. „Der mißliche 
Umstand, daß bei dieser Festsetzung mit bloß einem Werke nicht aus¬ 
zulangen sein wird, vermag daran nichts zu ändern." Einige Monate 
später erörterte er die Aufgabe dieser Anlagen noch eingehender. Be¬ 
sitze man das sich über das Terragnolo- und Asticotai erhebende Pla¬ 
teau von Folgaria, so könne sich der Feind nicht zwischen der Etsch 
und dem Plateau von Lavarone einkeilen. Auch begünstigten die Forts 
der letztgenannten Hochfläche „aktive Schläge" von Trient aus in der 
Richtung gegen die Val Sugana und in die Gegend östlich vom Etsch- 
tale; auch schoben sie der feindlichen Vorrückung gegen Trient einen 
Riegel vor. Die eigene Offensive würde durch Bekämpfung der italie¬ 
nischen Werkgruppen bei Primolano gefördert werden, ohne daß man 
genötigt sei, sich den Weg aus der Val Sugana direkt öffnen zu müssen. 
Leithner hatte die Fortsetzung seiner Sperrfortkette über das Ter¬ 
ragnolo- und das Assatal beantragt, weiter für das Plateau von Folgaria 
die Kampfwerke Dosso del Sommo und Dosso del Cherle, dazwischen für 
später noch ein Zwischenwerk auf dem Sommo alto, für das Plateau 
von Lavarone die Kampfwerke Lusern und Verle — deren Errichtung 
Conrad für einen allfälligen Angriff über Vezzena gegen den Mt. Erio 
wünschte — und eine Sperre bei Carbonare. 
Für die Anlage dieser Fortifikationen gewann der Generalstabscbef 
auch den der Sache anfangs nicht geneigt gewesenen Thronfolger. 
Beide Männer besuchten am 10. August 1910 das bereits im Bau befind¬ 
liche Werk Lusern. Angesichts der sich in -der Ferne erhebenden italie¬ 
nischen Forts am Mt. Verena und bei Campolongo erörterte Conrad den 
6) Conrad, Aus meiner Dienstzeit, I, S. 431.
	        
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