Volltext: Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrads von Hötzendorf (Ergänzungsheft 10 1937)

Die Landfront gegen Italien 
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licher Richtung bis in die Ebene. Aber gegen die damit im Zusammen¬ 
hange stehenden und von Beck geplanten Rüstungsmaßnahmen erhob 
der Ballhausplate Einspruch, wie ähnliches später sein Nachfolger 
erfahren .sollte. 
Conrad befehligte während der drei Jahre vor seiner Berufung 
auf den Chefposten die 8. ID. in Tirol. Mit wahrem Feuereifer studierte 
er die Gebirgs- und Flußverhältnisse des Landes, auch führte den 
leidenschaftlichen Bergsteiger vielfach der Augenschein zur Lösung der 
verschiedenen Befestigungsfragen. Vier über die Kriegführung gegen 
Italien verfaßte Studien bezeugen die Gründlichkeit dieser Beschäfti¬ 
gung. Als Chef des Genieraistabes legte der gewissenhaft Vorbereitete 
unter den Fragen der Reichsbefestigung jenen an der Front gegen das 
apenninische Königreich die allergrößte Bedeutung bei, da er Italien 
nach seinem politisch-militärischen Glaubensbekenntnisse als den ersten 
durch einen Vorbeugungskrieg zu bekämpfenden Gegner ansah. Auch 
für ihn galt der Becksche Operationsplan als feststehend, solange 
Rußlands Ohnmacht es gestattete, die Masse der öst.-ung. Armee gegen 
Italien einzusetzen. In seinem bald nach der Übernahme des neuen 
Amtes handschriftlich verfaßten Memoire vom 8. Jänner 1907 bemerkte 
er jedoch, daß die Anlage der Tiroler Befestigungen der leitenden ope¬ 
rativen Idee ermangle. Wie war dies gemeint? 
Aus dem schon früher Gesagten geht hervor, daß ein erheblicher 
Teil der veralteten Tiroler Werke kaum imstande war, ernsten feindli¬ 
chen Angriffen zu widerstehen. Conrad plante aber, nicht nur alle Ob¬ 
jekte dementsprechend ausgestalten oder durch Neubauten ersetzen zu las¬ 
sen, sondern auch die noch zu schaffenden Anlagen der in der erwähnten 
Richtung aus Tirol beabsichtigten Offensive dienstbar 
zu machen. Diese Pläne legte er in dem vor an geführten Memoire nieder. 
Dort bezeichnete er als allererste Aufgabe der Befestigungen die Siche¬ 
rung einer im Etschtale aufwärts von Trient zu versammelnden Tiroler 
Armeegruppe, die er mit zwei bis drei Korps bezifferte. Für den Fall, 
als die Italiener vor gänzlich vollendeter Aufmarschbewegung in das 
Land einbrechen sollten, beabsichtigte er, ihre Kolonnen tunlichst ein¬ 
zeln zu schlagen, wofür ein großer, unbeengter i Manövrierraum zu 
schaffen war. Deshalb sollten die Befestigungen mög¬ 
lichst nahe an der Grenze angelegt werden. 
Wir führen nunmehr die Richtlinien an, die Conrad für die Forti- 
fikationen in den einzelnen Abschnitten der Landfront als maßgebend 
bezeichnet hat.
	        
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