Volltext: Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrads von Hötzendorf (Ergänzungsheft 10 1937)

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Steinitz und Brosch 
Italien. Von diesem Punkte bis zum Meere, also längst des Isonzo, 
waren keine permanenten Befestigungen errichtet worden. Aber alle 
diese Werke — selbst die in den neunziger Jahren vollendeten — waren 
gegenüber der mittlerweile außer ordentlich gesteigerteri*Wirkung schwe¬ 
rer Kaliber nicht genügend widerstandsfähig. Noch vor der folgenden 
Schilderung der kriegerischen Ereignisse muß betont werden, daß nur 
wenige Sperren von Haus aus zu einem mehrwöchigen Widerstand be¬ 
stimmt, geschweige denn hiezu befähigt waren. Die Mehrzahl der Forts 
bot gut wahrnehmbare Ziele, auch konnte ihr Mauerwerk durch direktes 
Flachbahnfeuer getroffen werden; die Decken waren gegen schweres 
Wurffeuer nicht stark genug. Die Zusammendrängung, hie und da auch 
Über einander Stellung der Nah- und Fernkampfmittel, ebenso der un¬ 
mittelbare Anschluß der Bereitschafts- und Unterkunftsräume an jene 
begünstigte die feindliche Artilleriewirkung, bzw. erhöhte die Treffer¬ 
zahl auf die lebenswichtigen Teile. Gelang es, den mittleren Treffpunkt 
in die Werkmitte zu bringen, dann lagen Kampf-, Bereitschafts- und 
Ruheräumej meist auch die Grabenflankierungsanlagen und etwaige 
Traditoren innerhalb der SO o/o igen Längenstreuung schwerster Wurf- 
geschütze. Das Schicksal eines solchen Werkes wäre besiegelt gewesen! 
Auf diese Art verringerte sich mit der fortschreitenden Steigerung der 
Artilleriewirkung das aktive und passive Widerstandsvermögen der Ob¬ 
jekte immer mehr, so daß es nicht wundernehmen darf, wenn man schon 
lang vor dem Kriege daran dachte, solche ganz veraltete Sperrwerke zu 
desarmieren und die Bestückung gegebenenfalls ins Gelände zu stellen. 
Obgleich Italien im Mai 1882 dem Bündnisse der Mittelmächte 
beigetreten war, ist aus den vorstehenden und aus der Skizze 7 zu ent¬ 
nehmenden Zeitangaben ersichtlich, daß der Befestigungsbau im Süd¬ 
westen ungeachtet dessen fortgesetzt worden war. Veranlassung hiezu 
gab die stets um mehrere Schritte vorangegangene und nur noch viel 
nachdrücklicher betriebene gleichgeartete Tätigkeit des „Bundesgenos¬ 
sen". 
Im Jahre 1906 sah sich denn auch der Generalstabschef, FZM. 
Freih. v. Beck, angesichts der stärker ¡auflebenden irre dentistischen Be¬ 
wegung und der sich deutlich kundgebenden Balkaninteressen Italiens 
genötigt, die Vorsorgen für einen Krieg gegen diesen Staat zu über¬ 
prüfen. Der Operationsplan im großen war durch die geographischen 
Verhältnisse und durch das Kommunikationsnetz vorgezeichnet: Offen¬ 
sive der Hauptkraft über den Isonzo, unterstützt durch den Vorstoß 
eines schwächeren Heeresteiles aus dem Räume bei Trient in südöst¬
	        
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