Volltext: Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrads von Hötzendorf (Ergänzungsheft 10 1937)

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Steinitz und Brosch 
vorüber. Ebenso auch in den Jahren 1886/88 anläßlich des bulgarischen" 
Streitfalles, doch wieder nicht, ohne ernste Rüstungsimaßnahnien auch 
auf dem Gebiete der Befestigung nötig zu machen. Nach dem Besuche 
des Kaisers Franz Joseph in St. Petersburg (April 1897) und der spä¬ 
teren Begegnung mit Nikolaus II. in Wien und Mürzsteg (Oktober 1903) 
schienen freundschaftlichere Beziehungen zwischen den beiden Kaiser¬ 
reichen Platz zu greifen. 
Kr ak au (Skizze 2) war von altersher befestigt. Die Umwandlung 
in eine regelrechte Festung begann erst während der Orientkrise. Damals 
wurde durch den Bau von Feldwerken ein verschanztes Lager ge¬ 
schaffen. Hierauf sollte nach dem Projekte des Generalgenie direktor s 
FZM. Grafen Caboga eine Lagerfestung mit Kernumwallung, fünf Vor¬ 
werken, acht permanenten Lagerwerken und zwanzig provisorischen 
Zwischenwerken erstehen. Der Ausbau wurde langsam und systematisch 
bis zum Jahre 1869 fortgesetzt. Eine Unterbrechung trat nur 1866 
vor deim Kriege gegen Preußen ein. Die noch lange nicht fertiggestellte 
Festung wurde unter Ausnützung der aus der Zeit des Krimkrieges, 
stammenden Erdwerke in den Verteidigungszustand versetzt. Später 
bot Krakau innerhalb seiner Gemarkungen ein anschauliches Bild der 
im Laufe von Jahrhunderten stattgefundenen Entwicklung der F orti - 
fikation dar. Dieser Umstand erschwerte allerdings 'einigermaßen die 
in den achtziger Jahren erfolgende Umgestaltung der Lager- in eine 
Gürtelfestung. 
Przemysl (Skizze 3) war zur Zeit des Krimkrieges feldmäßig be¬ 
festigt worden. 1870/71 schufen der Generalgenieinspektor Erzherzog 
Leopold, der Generalartillerieinspektor Erzherzog Wilhelm, dann die 
Generalmajore Gallina und Bylandt-Rheidt (später Kriegsminister) die 
Grundlagen für die Einrichtung von Przemysl als ,,Armeedepoitplatz" 
und als „doppelten Brückenkopf". 1876/77 wurde durch den GM. Freih. 
v. Salis-Soglio ein Entwurf zur feldmäßigen Befestigung von Przemysl 
hergestellt, doch erst in den achtziger Jahren kam es zur Fortifizierung 
des Platzes. Anläßlich der Spannung mit Rußland (1886/88) baute man • 
ihn gleichzeitig mit Krakau zur Gürtelfestung aus. 
Um die spätere Modernisierung machte sich der 1904 aLs Feld- 
marschalleutnant verstorbene bekannte Fortifikateur Moriz Ritter von 
Brunner besonders verdient. Er verfaßte nicht nur das Bauprogramm, 
sondern führte auch in den neunziger Jahren die ersten Umbauten 
durch. Brunner wandte hiebei erstmalig einen sehr zweckmäßigen Typ 
von „Nahkampfstützpunkten" statt der bisherigen „Einheitspanzer¬
	        
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