Intendanzdienst im Gebirgskriege
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7. Manneswinterausrüstung. Außer der gewöhnlichen Bekleidung
war noch vorgeschrieben:
Für jeden Mann eine Garnitur Winterwäsche (Wollhemd, -Unterhose, -leib-
binde), 2 Paar Wollsocken oder Flanellfußlappen (keine Leinenfußlappen), 1 Woll¬
leibchen mit Ärmeln oder Pelzweste (ersteres besser), 1 Schneehaube (möglichst auch
eine Wintermütze), 2 Paar Fäustlinge (Fingerhändschuhe nur praktisch, wenn aus
Wolle mit Segeltuchüberzug), 1 Garnitur Wickelgamaschen oder 1 Paar Wadenstutzen
mit Jutebinden, 3 Felddecken; in der Gletscherstellung 1 Paar festbenagelte Berg¬
schuhe und 1 Paar gewöhnliche Bergschuhe; für Skifahrer und Patrouillen Windjacke und
Windhose; für Posten Überziehpelze und Überschuhe. Schneemäntel waren genügend
vorhanden. Der Bekleidungs-, Rüstungs- und Kälteschutzersatz wurde fallweise durch
den Rechnungsführer beim Brigadekommando angefordert und nach Einlangen im
Fassungswege verteilt. Kleine Reserven an Bekleidung, Rüstung und Kälteschutz
befanden sich auch in den Stellungen und beim Train.
8. Unterkünfte in der Stellung. Die ersten Unterkünfte waren
Barackenhochbauten, errichtet an möglichst lawinensicheren Stellen, ge¬
deckt gegen feindliche Sicht oder mit Schnee getarnt. Weil aber vom
Oktober bis Mai im Hochgebirge sehr häufig Lawinen die Aufbauten
mit sich reißen, so trachtete man, die Unterkünfte ins tiefe Gletschereis
zu verlegen oder Felsenkavernen herzustellen. Auch natürliche Felsen¬
höhlen wurden ausgenützt, z. B. auf Pt. Penia. Das Gletschereis ist für
die Herstellung von Kavernen sehr geeignet, es läßt sich leicht be¬
arbeiten, bietet Schutz gegen Artilleriewirkung und ist ein schlbchter
Wärmeleiter. Wo die Jahrestemperatur unter dem Gefrierpunkte liegt,
ist es auch angezeigt, im Schnee Eisunterkünfte durch Beheizung und
nachfolgendes Abkühlen der Gewölbsleibung zu schaffen. In die Eis¬
gewölbe wurden Holzbauten, die den eigentlichen Wohnraum bildeten,'
eingebaut. Zu deren Lüftung und Rauchabzug wurden Schächte ober
Tag geführt. Die Wohnräume wurden mit Pritschen, Holzwoll-Liege-
stätten, Schwärm- oder handelsüblichen Öfen, dann mit Gefäßen für
die körperliche Reinigung ausgestattet. Gute Latrinenanlagen wurden
in ihrer Nähe errichtet. An Beleuchtungsmitteln standen Kerzen, Kar¬
bidlampen, Petroleumlaternen, Fackeln und elektrische Taschenlampen
zur Verfügung. Reservevorrat lag in den Stellungen. Eine bei Gran Poz
errichtete Lichtstromanlage wurde im Laufe der Zeit vergrößert und
diente dann auch zur Beleuchtung der Unterkünfte und Eisstollen.
9. VP ohlfahrt seinrichtungen. Solche zu schaffen bemühten sich so¬
wohl die Truppen selbst als auch die höheren Kommandos. Das Ba¬
taillon schickte Erholungsbedürftige aus der Stellung — die Mannschaft
zum Gefechtstrain, die Offiziere zum Provianttrain —, sie wurden dann