Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

Die ersten Schlachten 
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automobilisierten 30.5 cm Mörser bis in die Feldwachenlinie nach Luci- 
nico hinausgeführt; als auf dem Bahnhof von Cormons eben ein italie¬ 
nischer Transport auswaggoniert wurde, schlug die Bombe ein, zu¬ 
fälligerweise gerade in die Bahnhof restauration, wo sich das Offiziers¬ 
korps des auswaggonierten Regiments zur Menage versammelt hatte. 
Das Regiment kam ohne Offiziere an die Front. Als bald darauf ein mit 
großer artilleristischer Überlegenheit, aber sonst recht ungeschickt an¬ 
gesetzter Angriff auf dem Monte Sabotino jämmerlich zusammenbrach 
und die im Laufe des Juni wiederholt mit starken und ausgewählten 
Kräften unternommenen Angriffe auf die Höhen von Piava unter 
schwersten Verlusten dasselbe Schicksal teilten, bemächtigte sich der 
Italiener eine Vorsicht, die sich, wie stets bei noch nicht kriegsharten 
Truppen, vor allem in heiliger Scheu vor Artilleriefeuer äußerte und zu 
zahllosen derben Spottversen und sonstigen Produkten des Soldaten¬ 
humors Anlaß bot, die meist das blitzartige Verschwinden beim ersten 
Artillerieschuß zum Gegenstande hatten. 
So konnte unter dem Schutze vereinzelter Kanonenschüsse kleinster 
und ältester Kaliber auch noch nach erfolgter Kriegserklärung der 
eigene Aufmarsch in relativer Ruhe erfolgen; der italienische „Spazier¬ 
gang" nach Wien war vorläufig am Isonzo ins Stocken geraten* 
Es ward Ende Juni — fünf Wochen nach der Kriegserklärung — als 
der italienische Feldherr Graf Cadorna sich endlich entschloß, jenen 
Spaziergang doch anzutreten. Sein methodisches Zögern hatte er der 
Öffentlichkeit gegenüber mit Bulletins entschuldigt, die mehr vom 
Wetter als von kriegerischen Vorgängen sprachen. 
Am 29. Juni begann Cadorna den ersten planmäßigen Angriff auf 
breiter Front, die erste Isonzoschlacht. Sie eröffnete den Reigen jener 
zwölf Schlachten, welche in ihrer Eigenart, ihren durchlaufenden Ana¬ 
logien, wie in ihren individuellen Verschiedenheiten und einer gewissen 
gruppenweisen Anordnung zusammen eine Einheit bilden und in diesem 
Sinne vielleicht am ehesten mit dem aus einer Reihe grandioser Schöp¬ 
fungen bestehenden Lebenswerke eines großen Künstlers verglichen 
werden können; man wird unwillkürlich an die Symphonien Beethovens 
oder Mahlers, an die Musikdramen Richard Wagners erinnert. 
Wie bei diesen Kunstwerken, so steht auch bei den Isonzoschlachten 
der Anfang bescheiden neben dem Späteren, zeigt aber bereits im Wesen 
alle wichtigeren Charaktermerkmale der ganzen Serie: Die Überlegen¬ 
heit der Italiener an Zahl wie' an Ausrüstung, ihr im allgemeinen impul¬ 
sives, aber mehr sanguinisches als cholerisches Anstürmen; auf der
	        
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