Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

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V e i t h 
wissen die Dalmatiner des Görzer Brückenkopfes und die Slowenen vom 
Monte S. Gabriele ein Lied zu singen. 
Die ersten Tage und Wochen nach der Kriegserklärung ließen 
sich über alle Hoffnung günstig an. Die Heeresleitung hatte in Erwar¬ 
tung des italienischen „Spaziergangs" ursprünglich daran gedacht ge¬ 
habt, die Grenzgebiete einschließlich Görz und Triest ganz zu räumen 
und die Verteidigungslinie auf die schroffen Felsenstufen des Terno- 
vaner und Birnbaumer Waldes zurückzunehmen. Doch der langsame 
methodische Aufmarsch der Italiener ließ den kühnen Entschluß auf¬ 
kommen, die Verteidigung bis an den Isonzo, mit kleinen Brückenköpien 
bei Tolmein und Görz, vorzuschieben. Sehr glücklich war die Stellung 
nicht, da die natürliche Rochadelinie, eben das Isonzotal, zum großen 
Teil vor, beziehungsweise zwischen den Fronten lag; aber für die Mög¬ 
lichkeit des ersten Aufhaltens trotz mangelnder Ausgestaltung bot sie 
immerhin gute Chancen, ihnen zuliebe wurden all die Nachteile mit in 
Kauf genommen, die sich dann in der Folge um so drückender fühlbar 
machten. Freilich waren am Tage der Kriegserklärung außer einigen 
Landsturmabteilungen nur die 57. Division des XVI. Korps vpllzählig 
zur Stelle, das Korpskommando selbst erst knapp vorher, das Armee¬ 
kommando überhaupt noch nicht eingetroffen; und gegenüber an der 
Friauler Grenze standen am selben Tage neun italienische Divisionen 
mit starker Kavallerie vollkommen marschbereit! Wenige Stunden nach 
Überreichung der Kriegserklärung war auch die k. u. k. Kreuzerflottille 
mit unerhörter Kühnheit gegen die italienische Küste vorgestoßen und 
hatte die dort führende Bahnlinie an zahlreichen Stellen unterbrochen; 
Brücken Sprengungen durch Konfidenten im Hinterlande taten das übrige, 
um den weiteren italienischen Aufmarsch und Nachschub zu verzögern; 
so fand man doch Zeit, sich in der improvisierten neuen Front einiger¬ 
maßen einzurichten. Dazu kam, daß das erste Vortasten der noch gänz¬ 
lich kriegsunerfahrenen Italiener nichts weniger als imposant war. Auf der 
Jeza, dem nachmals so berühmten Aussichtspunkt gegenüber Tolmein, 
erschien am 24. Mai y26h früh eine Gruppe italienischer Offiziere, um 
sich unter einem dort stehenden weithin sichtbaren schirmartigen Baum 
an der Hand der Karte, wie beim Manöver, zu orientieren. Ein 15 cm 
Haubitzschuß, der erste, der auf diesem Abschnitte gefallen ist, schlug 
mitten in den Baum; seither wurde mit freiem Auge kein italienischer 
Offizier mehr auf der Jeza gesehen. Ijti Görz hatte der heldenmütige 
Oberstleutnant Richard v. Körner, der schon bei Lebzeiten geradezu 
sagenumwobene artilleristische Verteidiger dieses Abschnittes, einen
	        
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