Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

Die ersten Schlachten 
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die Alpenländler, deren Grenzen bedroht waren, aber auch die Süd¬ 
slawen, die in Italien vom ersten Moment instinktiv den Todfeind sahen, 
gegen den neuen Gegner geführt zu werden; sie alle ahnten damals 
kaum, daß es in den noch bevorstehenden langen Kriegs jähren fast 
keinem Truppenkörper erspart bleiben würde, durch die Menschen¬ 
mühle am Isonzo hindurchzugehen. 
An die Spitze der Isonzoarmee trat Generaloberst Svetozar v. Bo- 
roevic. Schon im Frieden als eine der fähigsten Führerbegabungen der 
Armee anerkannt, hatte er zu Kriegsbeginn als Korpskommandant auf 
dem galizischen Kriegsschauplatz sich hervorragend bewährt, dann das 
Kommando der westlich von Lemberg zermürbten S.Armee über¬ 
nommen und sie in der Gródeker Schlacht zu glänzendem Teilsiege 
geführt. Aber aus den furchtbaren Verlusten der großen Offensiv¬ 
schlachten der ersten Kriegsmonate hatte er als erster seine Konse¬ 
quenzen gezogen; der energische Drauflosgeher hatte sich, wie schon 
die Karpathenkämpfe zeigten, zum Vorkämpfer unerbittlich starrer De¬ 
fensive gewandelt. Nicht Bedächtigkeit, bei weitem keine halben Ma߬ 
regeln, sondern unnachsichtige Zähigkeit im Ausharren charakteri¬ 
sieren in der Folge sein Feldherrntum; es lag etwas von Suworowscher 
Härte und Konsequenz in seiner Defensive, die neben dem Ausharren 
um jeden Preis nur noch den Gegenangriff zur Wiedergewinnung des 
Verlorenen und nicht einen Schritt darüber hinaus zu kennen schien. All 
die in unternehmenden Köpfen seiner Umgebung immer wieder auf¬ 
tauchenden Entwürfe großzügiger Gegenoffensive, die Pläne, den Geg¬ 
ner auf das Plateau von Doberdo zu locken und ihm dann aus dem 
Brückenkopf von Görz in die Flanke zu fallen, prallten wirkungslos an 
ihm ab; auch an den großen und blutigen Gegenangriffen, die in den 
kritischen Lagen der zehnten und elften Isonzoschlacht unvermeidlich 
geworden waren, war er nur mit halbem Herzen beteiligt, Bei der 
Truppe galt „Bosco", wie sein Spitzname lautete, in erster Linie als der 
„kroatische Dickschädel"; aber sie hatte Vertrauen zu seiner überragen¬ 
den Persönlichkeit. Daß er in seiner Starrsinnigkeit überflüssiges Blut 
vergossen, wie vielfach behauptet wurde, war eine bösartige Erfindung 
des Hinterlandes. Kein Mensch hätte den Isonzo mit geringeren Opfern 
zu halten vermocht. Ebenso falsch ist es, daß er, selbst Südslawe, ¡ die 
südslawischen Regimenter bevorzugt und geschont hätte. Er war wohl 
von ihrer hohen Qualität überzeugt und verwendete sie, ebenso wie die 
vorzüglichen alpenländischen, wo es anging, als Triarier; wo es nicht 
anging, hat er auch sie rücksichtslos und dauernd exponiert. Davon 
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