Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

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des vorgeschriebenen Pf er destandes, und hievon hatte ein großer Teii 
wegen Futtermangels weit ins Hinterland, zum Teil bis nach Serbien ab¬ 
geschoben werden müssen; am Isonzo stand die Mehrzahl der Batterien 
ohne Bespannungen. An Ersatz durch Zugautos war angesichts der durch 
die Blockade gedrosselten Industrie nicht zu denken. Was anfangs noch 
mitkonnte, blieb größtenteils später an den von den Italienern gestreng¬ 
ten Brücken stecken, wo nur Infanterie und Gebirgsartillerie auf impro¬ 
visierten Motstegeii hinüberkamen. Am Tagliamento, wo man nur die in 
voller Auflösung befindlichen Italiener vor sich hatte, war die Sache 
auch so gegangen; am Piave aber standen intakte Engländer und Fran¬ 
zosen mit vorzüglicher und schwerer Artillerie. Es ist auch nicht richtig, 
daß die Abberufung der deutschen Divisionen den Angriff ins Stocken 
gebracht hatte; sie wurden erst später abberufen, und gerade am 
Schlüsselpunkte der feindlichen Stellung, am Monte Grappa, mit dessen 
Fall die ganze neue Front hätte zusammenbrechen müssen wie ein Karten¬ 
haus, war es eine hochbewährte deutsche Jägerdivision gewesen, die, 
ohne genügende Artillerie anrennend, erfolglos abprallte. Die Piave- 
stellung und insbesondere den Monte Grappa hatte noch Cadorna selbst 
für diesen Fall ausgestalten lassen, erst am 18. Oktober persönlich in¬ 
spiziert und ihre Verteidigung entgegen den Vorschlägen Fochs kurz 
vor seiner Kommandoübergabe an General Diaz durchgesetzt. So war er 
schließlich doch zum Retter Italiens geworden. 
Die zwölfte Isonzoschlacht war eigentlich am Tagliamento zu Ende 
gewesen, am Piave war die weitere Verfolgung zum Stehen gekommen. 
Es war der glänzendste Sieg und die furchtbarste Niederlage geworden, 
die der Weltkrieg aufzuweisen hat. Die Italiener hatten nach ihren 
eigenen offiziellen Angaben 10.000 Tote, 30.000 Verwundete, fast 300.000 
(genau 293.943) Gefangene, 3152 Geschütze, 1732 Minenwerfer, 3000 
Maschinengewehre, 300.000 Gewehre und ganz unabsehbare, in der Kriegs 
geschieh te bisher unerreichte Mengen von Kriegsmaterial verloren; die 
Zahl der für den Augenblick aus dem Gefecht Gesetzten steigerte sich 
durch die Zersprengten und Meuternden auf über 800.000! Dem gegen¬ 
über waren die Verluste der Sieger weit geringer als in irgend einer der 
früheren großen Isonzoschlachten. Von größtem Einfluß aber war die 
Schlacht auf den moralischen und physischen Zustand unserer Truppen. 
Der Italiener hatte in vollen dreißig Monaten elfmal angegriffen, jedes¬ 
mal mit erdrückender Übermacht an Truppen und Material, und war 
im ganzen kaum 10 km vorwärts gekommen. Wir griffen einmal an, 
nicht mit, sondern gegen Übermacht — selbst im Angriffsraum Flitsch—
	        
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