Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

Bis zum Falle von Görz 
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Cadorna damals nicht gerade für eine neue Isonzoschlacht gewesen zu 
sein; aber einerseits das Drängen Frankreichs nach Entlastung, andrer¬ 
seits das Bestreben, sich über etwaige Verschiebungen der Isonzo trappen 
Gewißheit zu verschaffen, entschieden schließlich für den Angriff. Die 
artilleristische Vorbereitung setzte am 8. März ein, die Infanterieangriffe 
begannen am 12.; am 19. war Schluß. Es war unverkennbar, daß die 
Schlacht nur demonstrativen Charakter trug; schon das Abtasten der 
ganzen Front spricht dafür, Führung wie Truppen der Italiener schienen 
nur mit halbem Herzen bei der Sache, und wenn es auch an den altge¬ 
wohnten Brennpunkten zu heftigen, bis zum Handgemenge geführten 
Kämpfen kam, bei denen, wie auph später, die älteste Kriegswaffe der 
Menschheit, die Keule, wieder in ihr Recht trat, so war und blieb die fünfte 
Schlacht doch zweifellos die zahmste der ganzen Serie; beinahe könnte 
man sagen, sie falle aus dem Rahmen der Isonzoschlachten, wie die Pasto¬ 
rale aus dem der Beethovenschen Symphonien. Hatte Cadorna als ein¬ 
zigen positiven Erfolg die Überzeugung gewonnen, daß unsere Isonzo- 
front trotz aller Tiroler Konzentrierungen ungeschwächt geblieben war, 
so bekam er diese Tatsache in der nächsten Folgezeit noch mehr zu 
spüren, als ihm lieb war. In einer Reihe glänzender Einzelaktionen 
gingen unsere Truppen überall zur Säuberung des Vorfeldes vor und 
beseitigten eine Anzahl von vorgeschobenen italienischen Stellungen, die 
im Verlaufe der letzten Schlachten dort entstanden waren und unserer 
Front sehr lästig fielen, so auf dem Mrzli Vrh, bei Tolmein und vor 
allem am Nordteile der Podgora. Dann trat wieder das ein, was man 
am Isonzo „Ruhe" nannte. 
Bald wurde es aber doch anders. Cadorna hatte nur die Probe An¬ 
fang März zu früh gemacht, die Südtiroler Offensive begann erst Mitte 
Mai. Inzwischen waren das ganze III. Korps und viele andere gute 
Truppen, auch viel Artillerie dorthin abgegangen. Am Isonzo wußte 
man auf Grund der bisherigen Erfahrungen recht genau, welche Mini¬ 
malkraft erforderlich war, um die Stellungen sicher halten zu können, 
und man war sich auch darüber nicht im unklaren, daß dieses Minimum 
derzeit bedeutend unterboten war. Aber solange die Offensive in Süd¬ 
tirol andauerte, durfte man es riskieren; niemand hätte Cadorna zuge¬ 
traut, er würde, während es in seinem Rücken auf Tod und Leben ging, 
am Isonzo mit nennenswerter Übermacht angreifen; und war die Süd¬ 
tiroler Offensive einmal — so oder so — beendet, konnten die abgezo¬ 
genen Truppen wieder zurückkommen. Da machte die Brussilowsche 
Entlastungsoffensive an der Ostfront den großen Strich durch diese
	        
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