Volltext: Die Kriegspläne Italiens gegen Österreich-Ungarn (Ergänzungsheft 2 1931)

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Ratzenhofer 
Tat bekannte, deren verantwortlichen Urheber man suchte. Einen Mo 
ment schien es dem Vorsitzenden der Untersuchungskommission, als 
würde ein volles Geständnis die Lage klären, weil Waldstätten auch 
keinen Versuch unternahm, die Verantwortung für die Ergänzung der 
Instruktion an Weber um die Worte: „Die Truppen erhielten demgemäß 
bereits den Befehl, die Feindseligkeiten sofort einzustellen", abzuwälzen. 
„Vom Momente, wo General Weber nach Villa Giusti fuhr, haben 
wir (Waldstätten und seine Mitarbeiter) stündlich Nachrichten erwartet, 
wie es zum Waffenstillstand kommen soll. Als endlich am 2. November, 
12h30 nachts, die Worte auf dem Hughesstreifen erschienen : „Sofortige Ein¬ 
stellung der Feindseligkeiten", ist uns ein Stein vom Herzen gefallen. 
Wenn der Gegner diesen Punkt loyal durchgeführt hätte, wäre unser 
Entschluß vom Standpunkt der Vernunft, vom Standpunkt der Mensch¬ 
lichkeit der zweckmäßigste gewesen." 
„Ein Nachteil war bei der Waffenruhe nicht zu sehen. Einen Kampf 
unter dem Eindruck zu führen, nach diesen 36 Stunden ist der Weltkrieg 
aus, aber in diesen Stunden werde ich noch beschossen, für mein ganzes 
Leben zum Krüppel gemacht, diese Kraft war nicht vorhanden, wo es 
keine Monarchie mehr gegeben hat, keinen Kampf zweck, kein Kriegsziel. 
Wozu hätten noch Tausende bluten sollen? Wenn man hätte kämpfen 
lassen, wären alle deutschen Truppen gefangen worden, die anderen 
marschierten sowieso schon heim." 
Man vergegenwärtige sich doch die Wirkungen des Befehls, der am 
1. November aus Budapest gegeben wurde und trotz Widerstand der 
k. u. k. Kommanden bis 2. durchdrang: „Die innere Lage Ungarns macht 
es unmöglich, den Krieg fortzuführen. Ich ordne daher als Königlich 
ungarischer Kriegsminister die Waffenstreckung an." Gezeichnet Béla 
Linder. „Er mußte Echo in fast der Hälfte aller Truppenerwecken." Auf 
die Zwischenfrage eines Mitgliedes, ob auch die Anregung des inkrimi¬ 
nierten Zusatzes von ihm ausgehe, antwortete Waidstätten: „Es ist ein 
Verdienst von mir. Verluste haben wir noch gehabt, das gebe ich zu, 
aber ein Zehntel, ein Hundertstel von denen, die wir bei Weiterkampf 
gehabt hätten." „Was würde einer von Ihnen denken" — apostrophierte 
er die Herren der Kommission — „der in diesen Stunden dort einen Sohn 
verloren hätte? Hier werde ich zur Verantwortung gezogen, weil ich am 
3. November früh sagte: „Sofort Feuer einstellen", in meinem neuen 
Wohnort wird man mich vielleicht nach Rückkehr belangen, warum ich 
nicht schon am 28. Oktober, dem Geburtstage der Tschechoslowakei, 
diesen Befehl gab."
	        
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