Volltext: Die Kriegspläne Italiens gegen Österreich-Ungarn (Ergänzungsheft 2 1931)

Der Waffenstillstand von Villa Giusti und die 
Gefangennahme Hunderttausender 
Von General d. R. Emil Ratzen hofer 
EINLEITUNG 
Mit unglaublicher Raschheit hatte sich am Morgen des 3. November 
1918 — von Heimat und Feldarmee gleich sehnlichst erwartet — die 
Kunde vom Abschluß eines Waffenstillstandes und der Einstellung der 
Feindseligkeiten an der öst.-ung.-italienischen Front im ganzen Donau¬ 
reich verbreitet. Die Millionen, seit Wochen in völliger Unklarheit, wie 
sich ihre nächste Zukunft gestalten werde, erwarteten nun endliche Be¬ 
freiung vom seelischen Druck qualvoller Ungewißheit, erhofften baldige 
Besserung der drückenden, auch schon böse körperliche Leiden, Krank¬ 
heit, ja langsamen Hungertod Tausender verursachenden Notlage. Viele 
jubelten, daß nun ihre fernen Lieben nicht mehr gefährdet, die Wieder¬ 
vereinigung nahe schien, die schweren Blutopfer beendet seien. 
Der 4y2jährige Krieg zwischen den zwei an Gebiet, Volkszahl und 
Kraftquellen so ungleichen Mächtegruppen schien zu Ende. Er hatte 
dem alten Reich der Habsburger schon so hart zugesetzt, daß, trotz 
seiner siegreichen Armeen ringsum tief im Feindesland, die überall, 
besonders aber in Frankreich zutage getretene und durch Amerikas 
Hilfe fortgesetzt unheimlich anwachsende Überlegenheit der Entente an 
Kämpferzahl mit ihren schier unermeßlichen materiellen Kriegsmitteln 
bereits sehr reale politische Konsequenzen gehabt hatte. 
Im Inneren des Reiches waren, durch die unabwendbar erscheinende 
Übermacht der Entente ermutigt, alle um nationale Selbständigkeit 
ringenden Kräfte aus kleinen Anfängen zu großen Parteien angewachsen. 
Schon seit längerem aus ihrer Heimlichkeit voll hervorgetreten, ver¬ 
folgten sie in der letzten Zeit offen ihre Ziele, die nur durch Zer¬ 
trümmerung der öst.-ung. Monarchie erreicht werden konnten. 
Schon lang andauernde, kaum mehr erträgliche Nahrungs- und Be¬ 
kleidungsnot der städtischen und Industriebevölkerung, aber auch weiter 
Teile der Landbewohner hatten überdies unabhängig von den separatisti¬ 
schen Bestrebungen der Nationen den Boden zu sozialem Umsturz bereitet, 
der den von russischen Gefangenen und seit Rußlands Zusammenbruch
	        
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