Volltext: Die Kriegspläne Italiens gegen Österreich-Ungarn (Ergänzungsheft 2 1931)

Die Kriegspläne Italiens gegen Österreich-Ungarn 
Von Generalmajor d. R. Hugo Schäfer 
Das politisch-militärische Verhältnis zwischen Österreich-Ungarn und 
Italien war vor dem Weltkriege ganz eigenartig. Sie waren offiziell und 
feierlich Verbündete und schmiedeten als solche gemeinsame Pläne gegen 
die offiziellen Feinde. So wurde mit kurzer Unterbrechung durch mehr 
als zwei Jahrzehnte der Eisenbahntransport einer italienischen Armee an 
den Oberrhein vorbereitet, wo sie mit dem linken deutschen Heeresflügel 
nach Frankreich einmarschieren sollte. Dieser im Einvernehmen zwischen 
den Generalstäben Deutschlands, Österreich-Ungarns und Italiens vor¬ 
bereitete Bahntransport sah die Benützung von drei Österreichischen 
Eisenbahnlinien vor. 
Aber außer diesen geheimen Elaboraten arbeiteten die Generalstäbe 
Italiens und Österreich-Ungarns an noch geheimeren Vorbereitungen: 
an Operationsplänen gegeneinander. So gab es in den Geheimschränken 
des Generalstabes in Rom einen Plan Italiens gegen Österreich-Ungarn 
und demgegenüber in den Kriegsvorbereitungen Österreich-Ungarns einen 
in allen Einzelheiten ausgearbeiteten Operationsplan gegen Italien. Doch 
keiner dieser Operationsentwürfe wurde ausgeführt, denn als Italien 1915 
den Krieg an Österreich-Ungarn erklärte, waren die Verhältnisse ganz 
andere, als man bei den Operationsplänen Italiens und Österreich-Ungarns 
vor dem Weltkriege angenommen hatte. So plante Österreich-Ungarn in 
einem Kriegsfalle gegenltalien von den 48 Infanteriedivisionen, über welche 
die Donaumonarchie insgesamt verfügte, 40 gegen Italien angriffsweise 
zu verwenden. Die verbleibenden 8 Divisionen waren zur Niederhaltung 
Serbiens und Montenegros gedacht. Wir sehen also dieselbe Kräftever¬ 
teilung im großen, wie sie in einem Kriegsfalle gegen Rußland vor¬ 
bereitet war. Die Italiener ihrerseits hatten auf keinen Nebenkriegs¬ 
schauplatz Rücksicht zu nehmen, sie konnten ihre Gesamtkräfte gegen 
Österreich-Ungarn einsetzen. Freilich war das italienische Heer trotzdem 
wesentlich schwächer als das gegen Italien verfügbare Gros des öster¬ 
reichisch-ungarischen Heeres. 
Italien hatte im Frieden nur 25 Infanteriedivisionen und Alpini¬ 
truppen in der Stärke von etwa 2 Divisionen. Wohl war die Aufstellung 
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