Volltext: Die Kriegspläne Italiens gegen Österreich-Ungarn (Ergänzungsheft 2 1931)

18 
Lepp 
eines mangelnden Willens und einer fehlenden Tatkraft oder eines nicht 
genug scharfen Blickes zu erfüllen. General Golowin schließt seine 
Ausführungen: „Nur eines können wir feststellen: In den Tagen vom 
24. bis 25. August ging der Vorteil in der operativen Leitung des Feld¬ 
zuges auf die russische Seite über" (Golowin, a.a.O., Seite 228). 
Diesen Fehler setzte aber General v. Conrad nach der Golowinschen 
Beurteilung fort, als er am 26. August die 44., 23., 8. und 41. ID. zur 
3. Armee in Marsch setzte. Er verstärkte die östliche Heeresgruppe zum 
Schaden der nördlichen. Den Grund dazu sieht der General Golowin in 
der Überschätzung des Krasniker und Zamoscer Sieges (vgl. Öster¬ 
reich-Ungarns letzter Krieg, Seite 189/192 und 197/200) durch Conrad. 
So glaubte er Kräfte der eigenen nördlichen Heeresgruppe gegen Lem¬ 
berg verschieben zu dürfen. Dabei nahm er die Gruppe des Erzherzogs 
Joseph Ferdinand der 4. Armee, um sie gegen den auf Mosty-Wielkie 
anrückenden Russen anzusetzen (Österreich-Ungarns letzter Krieg, Seite 
214). Dabei habe Conrad aber nicht gewußt, daß gegen den bisherigen 
rechten Flügel der k. u. k. 4. Armee das russische 5. und 17. Armeekorps 
heranrückten. Wenn schon General v. Conrad die russische Truppen¬ 
führung unterschätzte, meint Golowin, dann konnte er dies nur auf 
Grund des taktischen Behelfs tun, den General Suchomlinow als Kriegs¬ 
minister herausgegeben und der damalige Oberst Bontsch-Brujewitsch 
bearbeitet hatte. Aber nur die Führung der russischen 3. Armee ent¬ 
sprach diesen Suchomlinowschen Anschauungen von Taktik und Truppen¬ 
führung und damit auch der Conradschen Einschätzung. Denn bei dieser 
Armee war der Einfluß des Oberquartiermeisters, Obersten Bontsch- 
Brujewitsch, auf die Führung ausschlaggebend. Was die Weisungen des 
Generals v. Conrad vom 27, August an die k. u. k. 3. Armee betrifft, so er¬ 
klärt General Golowin, General v. Conrad habe nicht den Pulsschlag der 
Front verspürt (vgl. Österreich-Ungarns letzter Krieg, Seite 219 bis 224). 
Schließlich meint Golowin, General v. Conrad sei hier den Einflüssen 
des Generals Pfeffer erlegen. Dieser Vorgang sei ein Beispiel dafür, wie 
der Feldherr seinen Willen unter dem Einfluß eines Untergebenen 
beuge. Daß dies in Wirklichkeit nicht zutraf ; hat die neuere kriegs¬ 
geschichtliche Forschung bereits festgestellt (vgl. Österreich-Ungarns 
letzter Krieg, Seite 204/210 und 326/328). 
General Golowin wird aber noch schärfer in der Beurteilung der 
Conradschen Führungsentschlüsse. Die Absicht des Generals v. Conrad, 
verlautbart am 24. August an die 2. Armee, mit 41/2 Infanteriedivisionen 
und 2 Kavalleriedivisionen den gegen Westen vordringenden Gegner
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.