Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Verlegung der Verteidigung hinter die Grenzflüsse 
773 
Feuergewehre, so konnte man die dem Kampf fei de an der Morava nahen 
Feindkräfte auf mindestens 28.000 Feuergewehre schätzen. Hinter der 
langgestreckten, dünn besetztein Front fehlte es an stärkeren Reserven, 
um einem Einbruch des Feindes begegnen zu können. Die Endtransporte 
der k. u. k. 59. ID. waren erst in 14 Tagen zu gewärtigen; über das Her¬ 
ankommen der k. u. k. 4. KD. lagen zur Zeit noch keine Nachrichten vor. 
Geist und Kampfkraft der aus dem Osten eintreffenden Verstärkungen 
schienen manchen Anzeichen nach unter dem Einfluß bolschewikischer 
Ideen gelitten zu haben. Bekleidung und Ausrüstung waren „hohnspre¬ 
chend". Es fehlte ganzen Abteilungen vollends an Wäsche, an Schuhen 
und Win ter Schutzmitteln. Die Schlagfertigkeit der k. u. k. Truppen bei 
der 11.Armee war hiedurch „arg gefährdet". Immer lähmender begann 
sich auch die von Tag zu Tag stärker auflebende Bandentätigkeit in 
Flanken und Rücken der Armee auf die Kampffähigkeit auszuwirken. 
Die Verbindungen wurden fast immer unterbrochen, Überfälle auf klei¬ 
nere Abteilungen oder Wagenkolonnen waren alltäglich. Manch braver 
Befehlsüberbringer fiel einem heimtückischen Geschoß zum Opfer, und 
alle getroffenen Maßnahmen gelangten ehestens zur Kenntnis des Fein¬ 
des. Unter diesen überaus schwierigen Bedingungen von der deutschen 
11. Armee in den Stellungen hinter der Morava einen entscheidenden 
Kampf zu verlangen, hieß sie der Gefahr eines Mißerfolges aussetzen, 
der den geordneten Rückzug hinter die Donau in Frage stellen konnte. 
So entschloß sich FM. Kövess, dem die k. u. k. Heeresleitung „volle 
Freiheit des Entschlusses" gelassen hatte, am 21. Oktober, die Verteidi¬ 
gung der Monarchie hinter den Grenzflüssen Donau, Save und Drina 
aufzubauen. Um für die Bergung der wertvollsten Güter und für die 
Einrichtung der Abwehr Zeit zu gewinnen, war der Rückzug abschnitts¬ 
weise und nur nach Maßgabe des feindlichen Druckes durchzuführen. 
Seit Monatsbeginn ließ das k. u. k. Militär-Generalgouvernement entbehr¬ 
liche Anstalten abbauen und angesammelte Vorräte abschieben; denn mit 
dem Abrücken der verbündeten Streitkräfte nach Norden fand in den 
aufgegebenen Landesteilen auch die militärische Verwaltung ein Ende1). 
Trotz des Entschlusses zum Rückzug hoffte FM. Kövess doch im 
Stillen, unter Umständen noch südlich der Donau dauernden Widerstand 
leisten zu können. Daher war jede Gelegenheit zu längerem Halt, zu 
Teilerfolgen oder zu einem allgemeinen Gegenangriff auszuwerten. Der 
Rückmarsch sollte in fester Haltung vor sich gehen, um in den Truppen 
laicht das Gefühl aufkommen zu lassen, geschlagen einem überlegenen 
x) Kerchnawe, Die Militärverwaltung, 264 ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.