Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Beweggründe für die Neugliederung des Heeres 
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Die gleichen Gedankengänge hatten allerdings auch schon die 
Heeresleitung unter FM. Freih. v. Conrad bewegt; nicht zuletzt des¬ 
halb war ja der kostspieligste Teil jeder Heeresreform, der Ausbau 
der Artillerie, so sehr beschleunigt worden (Bd. VI, S. 60). Nunmehr 
kamen aber noch andere Gesichtspunkte hinzu. Bis Mitte 1917 hatte die 
Ausrüstung der Wehrmacht mit neuen und vermehrten Kampfmitteln 
bedeutende Fortschritte gemacht. Während die Divisionsartillerie zu 
Beginn des Krieges durchschnittlich 42 Feldgeschütze betragen hatte, 
umfaßte sie jetzt deren 76, ungerechnet die Fliegerabwehr-, die Infanterie¬ 
geschütze und die Minenwerfer. Im großen Armee durchschnitte ent¬ 
fielen nunmehr auf ein Bataillon neun Geschütze gegen drei im Jahre 
1914. Auch die Zahl der Maschinengewehre näherte sich der vierfachen 
Höhe gegenüber der ersten Kriegszeit; eine weitaus größere Steigerung 
stand bevor und auch der Artillerieausbau wurde noch keineswegs als 
abge schlo s sen ange sehen. 
Die gewaltige Vermehrung aller Maschinen diente zwar vor allem 
dazu, die schwindenden Menschenkräfte zu ersetzen; aber es lag wohl 
auch sonst im Zuge der allgemeinen technischen Entwicklung, daß das 
technische Moment immer mehr in der Kampf weise und in der Heeres¬ 
organisation durchdrang. Es entsprach dieser Sachlage, wenn man sich 
allmählich daran gewöhnte, die Kampfkraft einer Division nicht mehr 
so sehr nach der Zahl ihrer Feuergewehre als nach der ihrer Maschinen¬ 
waffen zu messen. Diese noch keineswegs abgeschlossene Entwicklung 
mußte jedoch im Rahmen der bestehenden Organisation bald eine 
Grenze finden; die Divisionen vertrugen nur mehr eine beschränkte 
Vermehrung der Artillerie ohne an Beweglichkeit und Lenksamkeit ein¬ 
zubüßen. Fast alle am Kriege beteiligten Heere hatten deshalb das Zah¬ 
lenverhältnis von Mensch und Maschine in der Weise zugunsten der 
letzteren verschoben, daß sie die Infanterie im Rahmen des Divisions¬ 
verbandes verminderten. Wenngleich die an Infanterie schwächeren Ver¬ 
bände in so manchen Lagen nicht das Ideal darstellten, schien doch ein 
ähnlicher Weg auch für die öst.-ung. Wehrmacht anwendbar zu sein. 
Man konnte hier übrigens diesen organisatorischen Gedanken um so 
leichter aufgreifen, als er praktisch gar nicht so sehr auf eine Verminde¬ 
rung als auf eine mehr einheitliche Gestaltung der Organisation hinaus¬ 
lief. Denn es gab zwar Divisionen mit 15 bis 18, aber auch solche mit 
nur 8 oder 9 Bataillonen, die überdies teils regelmäßigen, teils nur auf 
Kriegsdauer gebildeten Verbänden angehörten. Da die Kriegsgliederung 
der öst.-ung. Armee auch sonst durch zahlreiche Improvisationen, Um¬
	        
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