Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Der Zusammenbruch Ö s ter rei ch-Ung a ms 
fort eingestellt würden. Die Bedingungen könnten später festgelegt wer¬ 
den. Gebietsverlust im Operationsraume sei nicht ausschlaggebend. 
„Schade" — so hieß es am Schlüsse dieses Telegramms —, „um jedes 
Menschenleben, das jetzt noch total unnötig geopfert wird." Knapp nach 
4h nachm. wurde Gdl. Weber ;aus Baden nochmals angewiesen, den Ita¬ 
lienern mitzuteilen, daß es doch „schade um jedes weitere Opfer wäre", 
nachdem die Räumung Venetiens bereits befohlen sei, ,aber dieses Gebiet 
und seine Bewohner nur dann vor Schaden bewahrt werden könnten, 
wenn der Rückzug des k. u. k. Heeres planmäßig und nicht unter dem 
Drucke des verfolgenden Feindes erfolge. Am 29. abends wandte sich 
das AOK., wie bereits ausgeführt wurde, auch noch in einem offenen 
Funkspruch an die italienische Heeresleitung, um die Einstellung der 
Feindseligkeiten zu erreichen (S. 643). Am selben Tage war der in der 
Schweiz weilende öst.-ung. Geschäftsträger beim Heiligen Stuhl, Graf 
Pálffy, aus Wien angewiesen worden, darauf hinzuwirken, daß der Papst 
seinen Einfluß zugunsten einer möglichst raschen Einstellung des1 Kamp¬ 
fes an den Fronten Österreich-Ungarns aufbiete. 
Von Stunde zu Stunde harrte man nun in Baden der erlösenden 
Nachricht: Waffenruhe! Allein, alle verzweifelten Anstrengungen, dem 
sinnlos gewordenen Kampfe ein Ende zu bereiten, schienen vergeblich 
zu sein. Der 30. Oktober kam heran und die Italiener hatten noch immer 
nicht das Waffenstillstandsangebot beantwortet. Auch der Vatikan 
schwieg. Nun begann man in Baden, wo man von den Schwierigkeiten, 
auf die Gstbshptm. Ruggera inzwischen gestoßen war, nichts wußte, un¬ 
geduldig zu werden; denn schon wurde die Lage ¡an der Tiroler Front 
immer bedrohlicher. FZM. Goglia und FM.. Krobatin verlangten immer 
dringender den sofortigen Abschluß des Waffenstillstandes (S. 668 und 
678). Von allen Seiten bedrängt, erwog das AOK., da es keinen Ausweg 
mehr fand, am 30. morgens bereits den verzweifelten Gedanken, ob man 
nicht den Befehl zum Einstellen der Feindseligkeiten geben sollte, um — 
wie im Jahre 1917 mit den"Bolschewiken — jetzt auch mit den Italienern 
von Front zu Front Verhandlungen anzuknüpfen. FM. Boroevic erklärte 
jedoch, daß ein solches Beginnen nur zur Katastrophe und zur allge¬ 
meinen Kapitulation führen würde. „Hiezu ist immer noch Zeit." Auch 
das Heeresgruppenkommiando Tirol versprach sich von einem solchen 
Vorhaben keinen Erfolg, zumal diese Idee eine Indisziplin bei den ita¬ 
lienischen Truppen voraussetzte, die sicherlich nicht vorhanden war. 
FM. Krobatin meinte daher, daß der drohenden Anarchie nur durch 
einen sofortigen, von Heeresleitung zu Heeresleitung abgeschlossenen
	        
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