Herabsetzung der Stände bei den Kampftruppen
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¡die Standesabgänge nicht, weil die Truppen zumeist selbst die ver¬
minderte Stärke nicht besaßen oder nicht aufrechterhalten konnten.
Zahlreiche, als vollkommen gefechtsfähig angesehene Divisionen kamen
daher über einen Kampfstand von 8000, 6000, ja 5000 Feuergewehren
nicht hinaus, zu einer Zeit, da ihr ein solcher von 11.567 vorgeschrie¬
ben gewesen war.
Daß die Umstände, die schon in den ersten Kriegs jähren ein wach¬
sendes Mißverhältnis zwischen Verpflegs- und Kampfstand herbei¬
geführt hatten (vgl. Bd. VI, S. 48 f.), diese Entwicklung in der
Folgezeit sogar noch verstärkten, ist kaum zu verwundern. Beanspruch¬
ten doch die Bedienung der Sonderwaffen, die Versorgung und die
Dienste schon innerhalb der Truppe fast ebenso viele Menschen,
als «die Einheit Frontfeuergewehre zählte. Wenn trotzdem im ersten
Halbjahr 1918 noch einmal eine nicht unbedeutende Erholung des
Kampfstandes verzeichnet werden konnte, so war sie ausschließlich der
geringen Kampftätigkeit dieses Zeitraumes zu danken; sie sollte nur
zu bald einem viel stärkeren Niedergange weichen.
Über den Ernst dieser Lage durfte auch der Umstand nicht täu¬
schen, daß bis zum Ende des Krieges der Zahl nach anscheinend höchst
ansehnliche Kräfte sich in der Heimat befanden (siehe Beilage 2, Ta¬
belle 3); denn von 1,487.000 Soldaten, die z. B. am 1. Jänner 1918 dort
gezählt wurden, waren ungefähr
70.000 bei den verschiedenen militärischen Kommandos, Behörden und
Anstalten eingeteilt und dort unabkömmlich;
157.000 kamen wegen minderer Tauglichkeit, höheren Alters oder als
unentbehrliche Professionisten für Ersatzzwecke nicht in Betracht;
485.000 befanden sich als Kranke oder Verwundete in Heilanstalten;
114.000 laus den Spitälern Entlassene waren noch erholungsbedürftig
und in den Rekonvaleszentenabteilungen der Ersatzkörper ein¬
geteilt;
35.000 bildeten das unbedingt notwendige Ausbildungspersonal;
90.000 waren schon in Marschformationen eingeteilt, bereit zum Ab¬
transport an die Front, und nur
324.000 stellten die eigentliche Reserve an tauglichen, für den Ersatz
gewidmeten Männern dar.
(Verpflegsstand 1207). Ein Kavallerieregiment sollte bei einem Verpflegsstande von
2627 Mann 1664 Karabiner, nach Einstellung der Handmaschinengewehrzüge einen
Verpflegsstand von 2491 Mann, davon 1256 Karabiner, besitzen. Sogar bei der
Artillerie mußten, zum Teil wegen des Pferdemangels, Notstände festgesetzt werden.
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