Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Verringerung der Stände der Marschbataillone 
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Anfang 1918 Kohlen- und Materialmangel ohnehin Betriebseinschrän¬ 
kungen erforderten. Trotzdem waren aber auch in der Folge neue Ent¬ 
hebungen, sogar solche aus den eben erst einberufenen Jahrgängen, nicht 
zu vermeiden. 
Der Chef des Ersatzwesens hatte seine erste Forderung auf Ein¬ 
berufung von 600.000 Enthobenen längst auf 300.000 ermäßigt. Tat¬ 
sächlich rückten in der ersten Hälfte 1918 etwa 213.000 Enthobene zum 
Waffendienste ein; aber in der gleichen Zeit mußten 91.000 andere neu 
enthoben werden, so daß sich der Stand an Enthobenen nur um 122.000 
verminderte. 
An sich war die Zahl der solcherart dem Wirtschaftsleben ent¬ 
zogenen Männer sicherlich nicht allzu groß; machten doch die Ent¬ 
hobenen nur 5.21 v. H. aller beschäftigten Arbeitskräfte aus. Aber auch 
die verhältnismäßig geringe Zahl konnte den lebenswichtigen Betrieben 
nicht ohne Ersatz entnommen werden, und dessen Aufbringung bildete 
ein weiteres schwieriges und verwickeltes Problem. Handelte es sich 
doch letzten Endes darum, den unter normalen Verhältnissen nischt 
beruflich tätigen Teil der Bevölkerung in den Arbeitsprotzeß einzu¬ 
führen; das war aber schon bisher in großem Maße geschehen1) und 
nur mehr in geringem Umfange der Erweiterung fähig. 
So vermochten die Heimatbehörden nur unter wachsenden Schwie¬ 
rigkeiten die Marschbataillone aufzubringen, die jetzt vom Jänner 1918 
an wieder in jedem Monat, allerdings in sehr verminderter Gesamt¬ 
stärke — von nur mehr 100.000 Mann gegen 250.000 in den früheren 
Jahren — an die Front gingen2). 
In dieser Lage trat zunächst auch durch die im Jänner 1918 be¬ 
ginnende und vom April angefangen in größerem Umfang einsetzende 
Rückkehr der Kriegsgefangenen aus Rußland keine bedeutende Wen¬ 
dung ein3). Zwar überschritten bis Ende April schon 380.000, bis Ende 
!) Von 91/4 Millionen nicht berufstätiger Personen arbeitsfähigen Alters von 
15 bis 59 Jahren, darunter 1,1 Millionen Männer und 8,15 Millionen Frauen, dite es 
in Österreich-Ungarn gab, hatten bis Ende 1917 schon etwa 6 Millionen Arbeit ge¬ 
nommen. Darin kommt vor allem der beträchtliche Umfang zum Ausdruck, den die 
Frauenarbeit auf allen Gebieten der Wirtschaft im Kriege genommen hat. 
2) Im Jänner 1918 wurden die XXXVI. und im Oktober noch die XLIV. Marsch¬ 
bataillone, die letzten des Weltkrieges, in der Heimat marschbereit gestellt. 
3) Zur Durchführung des nach dem Friedensschluß im Osten notwendigen 
Austausches der Kriegsgefangenen hatte das AOK. umfassende Vorkehrungen ge¬ 
troffen. Besondere Organe waren nach Petersburg, Kiew und Moskau entsendet 
worden, um den Abtransport der Gefangenen aus Rußland zu leiten. In den Grenz-
	        
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