Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Das Zaudern der italienischen Heeresleitung 
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Vorbereitungen im Nachteil, da die italienischen Stellungen seiner Ansicht 
mach durchwegs ungünstig gelegen waren. Insbesondere fühlte sich GLt. 
Diaz dadurch bedrückt, daß der Gegner aus der starken Stellung auf 
dem Grapparmassiv den ganzen rechten italienischen Heeresflügel von der 
Flanke her bedrohen konnte. Noch am 25. September erteilte er dem 
Kommandanten der italienischen 8. Armee, GLt. Caviglia, den Befehl, sich 
für einen „Gegenangriff" vorzusehen, falls der Feind im Grappagebirge 
offensiv werden sollte1). 
Allerdings verfügte GLt. Diaz auch über den großen Vorteil zahl¬ 
reicher, guter Verkehrslinien. Er konnte seine ,auf weitem Raum verteil¬ 
ten Reserven so einsetzen, daß die öst.-ung. Front östlich des Astico im 
Gebirge und in der venetianischen Tiefebene gleichzeitig angegriffen 
wurde. Hiezu schienen ihm aber seine Kräfte noch nicht stark genug 
zu sein. Aus den im italienischen Hauptquartier vorliegenden Nachrich¬ 
ten ließ sich erkennein, daß der Gegner nur eine Division aus Venetien 
nach dem Balkan verschob; auch Deutschland schien nur einige Divisio¬ 
nen nach Serbien zu werfen. Überdies hatte der Befehlshaber der an die 
italienische Front entsandten englischen Divisionen, Gen. Lord Cavan, im 
Unmut darüber, daß das italienische Oberkommando so lange mit dem 
Losschlagen zögerte, die Verlegung der englischen Hilfstruppen nach 
Frankreich verlangt. GLt. Diaz fügte sich dieser Forderung und ließ ge¬ 
gen Ende September von den drei auf der Hochfläche von Asiago stehen¬ 
den englischen Divisionen die 7. zum Abtransport bereitstellen; auch die 
23. kam in Reserve, nur die 48. Division blieb in ihrem alten Abschnitt. 
Gegen Ende September, als Bulgarien die Entente bereits um Waf¬ 
fenstillstand gebeten hatte und auch die Türken unter den Schlägen der 
Engländer zusammenbrachen (S. 512 und 552), ersuchte der italienische 
Ministerpräsident Orlando den Marschall Foch, „auf seine Verantwortung 
zu entscheiden, ob jetzt die Lage eine Offensive des italienischen Heeres 
gegen Österreich-Ungarn zulasse 2)". Dazu verlangte das italienische 
Oberkommando zehn abgekämpfte Divisionen der Alliierten, um mit 
ihnen an der Tiroler West- und Südfront schlagkräftige italienische Divi¬ 
sionen abzulösen, die dann für die Offensive verwendet werden sollten. 
Zugleich sprach aber GLt. Diaz auch die Hoffnung aus, daß der Oberste 
Kriegsrat der Alliierten von seinem Vorhaben, die englischen Truppen 
von der italienischen Front abzuziehen, absehen werde, falls sich das 
italienische Oberkommando zur Offensive entschließen sollte. Marschall 
!) Caviglia, Le tre battaglie del Piave, 102 ff. 
2) Tournés, 297. 
VII 38
	        
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