Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Der letzte Armeebefehl des Kaisers 
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gelegt habt, sind, Soldaten, Eure Pflichten. Daran gibt's kein Rütteln 
und kein Deuteln. In der Wehrmacht fanden seit jeher alle Völker der 
Monarchie in gleicher Weise ihre Heimat, daher vermochte sie so Großes 
zu vollbringen. Wie sie in den Krieg trat, so wird sie über die Fährnisse 
der Gegenwart hinwegschreiten, ruhig und zielbewußt, ehrenhaft und 
treu, zum Heile ¡aller Völker! Gottes Segen mit Euch1)!" 
Diesen stolzen Worten des Kaisers war der erhoffte Widerhall nidht 
mehr beschieden. Es war bereits zu spät geworden, als daß sie noch den 
Weg in die Herzen der Soldaten hätten finden können. Die radikale Un¬ 
terwühlung hatte schon ¡allzu gute Arbeit getan. 
In der zum Befehlsbereiche des FM. Boroevic gehörenden königlich 
ungarischen Freistadt Fiume tobte am 23. Oktober bereits der Aufruhr. 
Eine meuternde Marschkompagnie des kroatischen IR. 79 hatte ungarische 
Honvéd entwaffnet und dann die kroatische Fahne auf der Kaserne ge¬ 
hißt. Die Meuterer plünderten Gebäude und standen mit Assistenztrup¬ 
pen im Kampfe. Diese Ereignisse fielen fast auf die Stunde mit den 
ersten größeren Gehorsamsverweigerungen an der Front zusammen. 
Am 23. Oktober abends meldete FM. Boroevic nach Baden, daß unter 
Truppenteilen verschiedener Nationalität — es waren vornehmlich un¬ 
garische und südslawische Verbände —, besonders bei Marschformatio¬ 
nen, die Meinung um sich greife, daß sie wegen der Bildung der neuen 
Nationalstaaten nicht mehr verpflichtet seien, an der italienischen Front 
zu kämpfen, sondern in ihre Heimat eilen müßten, um diese zu schützen. 
Man habe vorläufig erfahren, daß von den Marschformationen der 6. Ar¬ 
mee sieben Marschkomp aginen des IR. 39 (Magy aren und Rumänen) am 
24. Oktober abmarschieren wollten. Mannschaften des IR. 69 (Magya¬ 
ren) hätten sich schon am 21. Oktober ¡aus dem Marschformationsbereiche 
entfernt; sie ¡aufzugreifen, wäre unmöglich gewesen. FM. Boroevic be¬ 
tonte in seinem Berichte: „Das Manifest des Kaisers und die Reden der 
Volksverführer in den Parlamenten und Nationalversammlungen haben 
bei verschiedenen Truppen höchst verwirrend gewirkt. Der Ausspruch 
Tiszas: ,Wir haben den Krieg verloren' ist geradezu ein Unglück ge¬ 
wesen. Die Folgen könnten unabsehbar werden. Es ist dringend notwen¬ 
dig, daß in den Vertretungskörpern und vom Hinterlande aus eine 
intensive Propaganda einsetzt, die die Truppen dahin aufklärt, daß für 
die Verteidigung des Vaterlandes an allen Fronten einheitlich gemeinsam 
vorgesorgt wird und daß Truppen aller Nationen ihrem Vaterlande 
Schulter an Schalter dort zu dienen haben, wo sie hingestellt sind." 
!) Verfasser dieses Armeebefehles beim AOK. war Gstbsmjr. Glaise-Horstenau.
	        
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