Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

In Erwartung der italienischen Offensive 
Die Südwestfront in den drei ersten Oktoberwochen 
Hiezu Beilagen 23 und 31 
Als am 4. Oktober die Wiener Regierung gemeinsam mit dem Deut¬ 
schen Reiche und der Türkei den Friedensschritt bei Wilson unternahm, 
da war der Kampfgeist an der Front noch immer zufriedenstellend. 
Trotz allen drückenden Mangels und der Mißstimmung, die Urlauber 
und Ersätze aus dem Hinterlande mit den Heimkehrern aus Rußland in 
die Reihen des Feldheeres trugen, bewahrten die Kampftruppen die Dis¬ 
ziplin. Erscheinungen der Demoralisation blieben noch Mitte Oktober 
auf Marschformationen und Truppen in der Etappe beschränkt, ohne 
die Masse der Frontsoldaten selbst anzustecken. Dieser unterernährte, 
jeder Freude bare Frontsoldat des vierten Kriegsjahres, mit der zer¬ 
schlissenen Uniform und dem bleichen hohlwangigen Gesicht, hockte im 
Feuer der feindlichen Geschütze irgendwo in einer Ka,vernie, in einem 
Grabenstück, in einem Granattrichter, griff zu seinem Gewehr, wenn es 
vorne losging, und folgte seinem Führer zum Gegenstoß, ohne Begeiste¬ 
rung zwar, ¡aber aus Pflichtgefühl, aus Kameradschaft und mit der 
Selbstverständlichkeit der jahrelangen Übung. 
Die Kriegsmüdigkeit und die Sehnsucht, nach Hause zu kommen, 
war ¡allerdings im Oktober 1918 bei allen Frontsoldaten durch die Sorg;e 
um die Familie und um die unsichere Zukunft bereits gewaltig ange¬ 
wachsen. Briefe aus der Heimat berichteten dem Kämpfer an der Front 
zumeist nur von dem unerträglichen Elend daheim; besonders Frauen 
und Kinder seien am Verhungern. In den Reihen des Offizierskorps war 
unter dem Eindruck der Ereignisse an der Westfront und auf dem Bal¬ 
kan vielfach Kleinmut und seelische Beklemmung eingetreten. Die Be¬ 
rufsoffiziere fühlten immer deutlicher, daß das Heer den Völkern der 
Monarchie fremd gewordein war, und daß der Krieg nicht als eine für 
alle gemeinsame, sondern lediglich als eine Sache der Frontarmee an¬ 
gesehen werde. Und dazu kam nach dem Friedensschritte vom Anfang 
Oktober, der dem Eingeständnis einer Niederlage gleichkam, das quä¬ 
lende Gefühl, eine verlorene Sache zu verteidigen. 
Am 5. Oktober hatte die k. u.k. Heeresleitung den Armeen im Felde
	        
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