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Dem Niedergang entgegen
Landung der Italiener bei Alessio und S. Giovanni di Medua ins Rollen
gebracht werden sollte.
Unter diesen Umständein konnte nach Ansicht des GO. Pflanzer-Bal¬
tin der Rückzug nur in wohldurchdachten Gefechtsmärschen und bei
strengster Zucht unter erhöhtem Einfluß aller Führer durchgeführt wer¬
den; er behielt sich vor, wo nötig, persönlich einzugreifen. Um sich den
voraussichtlich rasch wechselnden Verhältnissen jeweilig anpassen zu
können, sollten die Befehle womöglich tagweise gegeben werden. Im all¬
gemeinen hatten sich die einzelnen Verbände kampflos vom Feinde los¬
zulösen und den Rückzug durch ihre Nachhuten so lange wie möglich zu
verschleiern.
Schweren Herzens verließen die unbesiegten Truppen das durch
zweieinhalb Jahre unter harten Kämpfen und noch härteren Entbehrun¬
gen behauptete Land. Bis an den Skumbi erfolgte der Rückzug in breiter
Front ;und kurzen Etappen; von hier gingen die 47. ID. durch die Enge
am Strand von Durazzo, die; 81., gefolgt von der 9. KD., über den Krabe¬
paß und Tirana auf Vorrà, wo die Divisionen auf eine einzige Marsch¬
linie aufgefädelt werden sollten. Die Kolonnen glichen langen Trains.
Hatte seit der geplanten, aber dann nicht durchgeführten Rückeroberung
der Podgradecstellung (S. 165) der Mangel an Pferden und Tragtieren die
Operationen gelähmt, so fehlten jetzt die Leute, um selbst die wenigen
Pferde fortzubringen. Ganze Batterien mußten ihre Geschütze mit der
Feldbahn abschieben, da es ¡an Tragtierführern mangelte; ähnlich erging
es den Maschinengewehrabteilungen, obwohl die bereits im Lande be¬
findlichen Marschformationen eingesetzt wurden und jeder Mann bis zu
einem Dutzend Pferde führte. Auch wütete die Malaria unerbittlich wei¬
ter; von S. Giovanni di Medua allein wurden während des Rückzuges
über 30.000 Kranke abgeschoben..
Trotz all dem erfolgte der Abmarsch in geradezu musterhafter Ord¬
nung, was nicht zuletzt dem unermüdlichen persönlichen Eingreifen des
Armeegruppenkommandanten zu danken war. Still und gedrückt, aber
fließend und diszipliniert zogen die Kolonnen dahin; wie beim Manöver
bezogen die Nachhuten ihre Stellungen. Die Italiener drängten wenig
nach, offenbar lag ;auch ihnen die Malaria in den Gliedern. Nur die Fran¬
zosen im Gebirge setzten der 9. KD. scharf zu. Den mangelnden Nach¬
druck zu Lande suchten die Italiener durch eine große Unternehmung
der Luft- und Seestreitkräfte zu ersetzen. Am 2. Oktober erschienen in
den Morgenstunden 22 Flugzeuge, gegien Mittag 24 Flugzeuge und etwa
30 Schiffe vor Durazzo und legten i n an de r ¿halbstündige r Beschießung