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Dem Niedergang entgegen
Märschen, von Verrat umgeben, in Regen und Kälte und bei mangeln¬
der Verpflegung die Vorrückung der serbischen 1. Armee so weit ver¬
zögert, daß sie ihrem Auftrag, am 8. Oktober Nis einzunehmen, nicht
nachzukommen vermochte. Führung, Offizierskorps und ein großer Teil
der Truppen1) der Division haben unter schwierigsten Verhältnissen auf
vorgeschobenen Posten ihre Pflicht voll erfüllt.
Bildung der Heeresgruppe FM. Kövess
Von Stunde zu Stunde wurde der Zerfall des bulgarischen Heeres
offensichtlicher. Hoch gingen auch die politischen Wogen im Lande
selbst. Obwohl die Meuterer aus Radomir von königstreuen Truppen mit
Hilfe eines deutschen Regiments am 1. Oktober geschlagen und zerstreut
wurden, entsagte König Ferdinand doch am 3. Oktober zugunsten des
Kronprinzen Boris dem Throne und verließ in aller Stille die Stätte sei¬
nes Wirkens durch mehr als ein Menschenalter hindurch. Die den Zen¬
tralmächten feindliche Friedenspartei hatte nunmehr iin der Regierung
die Oberhand. Damit war Bulgarien für die Mittelmächte politisch und
militärisch endgültig verloren; auf irgend eine Hilfe seitens Bulgariens
in den bevorstehenden Kämpfen auf dem Balkan konnte keinesfalls
mehr gerechnet werden. Ganze Maßnahmen schienen unerläßlich, um
die für Österreich-Ungarn immer bedrohlicher in Erscheinung tretende
Gefahr zu bannen. Vor allem war das Zusammenfassen aller im Kampf¬
raum vom Adriatischen Meere bis zur Donau befindlichen und dahin
rollenden Truppen unter einheitlicher Führung notwendig. Mit Rück¬
sicht ¡auf die unmittelbare Bedrohung des öst.-ung. Staatsgebietes wur¬
den im Einvernehmen mit der DOHL. die auf dem westlichen Balkan
verwendeten öst.-ung. und deutschen Streitkräfte (deutsche 11. Armee,
Armeegruppe Albanien, 'die beiden Militärgeneralgouvernements Serbien
und Montenegro sowie die Truppen des kommandierenden Generals in
Bosnien, der Herzegowina und Dalmatien) am 4. Oktober einem öst.-ung.
Heeresgruppenkommando unter FM. Kövess, dem Eroberer von Iwan-
gorod, Belgrad und Asiago, unterstellt. Alle wichtigen Entscheidungen
waren vom 8. Oktober ¡an bereits durch FM. Kövess zu treffen; am
10. Oktober hatte das Heere sgruppenkommando in Belgrad den Dienst¬
betrieb voll aufzunehmen. Das deutsche Heeresgruppenkmdo. Scholtz
*) Nach dem Franz. Gstb. W., VIII, 3. Teil, Annexe, 153, haben die Serben in
den Kämpfen vom 3. bis zum 8. Oktober etwa 3000 Gefangene eingebracht.