Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Chaos in Bulgarien 
511 
zu können, daß die Truppen der 1. und der 2. Armee der Bulgaren bei 
der Verteidigung der Grenzen Altbulgariens ihre Pflicht erfüllen würden. 
Indessen stiegen die Wogen der Erregung im Lande immer höher 
und höher. Ministerpräsident Malinow erwartete besorgt das Ergebnis 
seines Friedensschrittes in Saloniki. König Ferdinand erklärte feierlich, 
daß das Friedensangebot ohne seine Zustimmung erfolgt und daher un¬ 
gültig sei. Der am 25. September enthaftete Bauernführer Stamboliiski 
setzte in Radomir die Dynastie ab und rief die Republik aus. Noch aber 
war König Ferdinand nicht gewillt, die Macht aus den Händen zu geben. 
Er wollte nur das Eintreffen der Verstärkungen abwarten, um dann mit 
aller Schärfe gegen die Aufständischen aufzutreten. Nun standen drei 
Regierungen einander gegenüber ; die Anarchie erhob drohend ihr Haupt 
im Lande. Wirkungslos verhallte in dem allgemeinen Chaos am 25. Sep¬ 
tember auch die Nachricht aus Berlin, daß die Nord-Dobrudscha nun¬ 
mehr vorbehaltlos an Bulgarien abgetreten werde und damit eineim 
Übelstand abgeholfen sei, der viel zu Mißstimmungen in Heer und Volk 
beigetragen hatte1). Bei dem Stand der Dinge waren alle Bemühungen, 
Bulgarien dem Vierbund zu erhalten, insolange zum Scheitern verurteilt, 
als nicht entsprechende Verstärkungen eintrafen, die in der Lage waren, 
eine Wendung im Großen herbeizuführen. Um die Regierung des Königs 
zu stützen, wurden zwei Bataillone der k. u. k. 9. ID. und die deutsche 
217. ID. nach Sofia gelenkt. 
General Franchet d'Esperey hatte das Waffenstillstandsangebot ab¬ 
gelehnt, sich jedoch bereit erklärt, eine Abordnung zur Aufnahme der 
Friedensverhandlungen zu empfangen. Unterdessen nahmen die Kämpfe 
ihren Fortgang. Die Weisungen des Kommandanten des Orientheeres an 
seine Truppen in den entscheidenden Septembertagen beschränkten sich 
im allgemeinen darauf, die Verfolgung iim Fluß zu erhalten und die 
Armeen bis „zur Grenze der äußersten Leistungsfähigkeit von Mann und 
Pferd" vorwärts zu treiben. Um die Lücke zwischen der deutschen 
11. Armee und der bulgarischen 1. Armee möglichst zu erweitern, beauf¬ 
tragte General Franchet d'Esperey im besonderen die serbische 1. Armee, 
ehestens die Straße von Skoplje nach Kumanowo zu gewinnen, und wies 
am 23. September persönlich die französische Brigade afrikanischer Reiter 
an, ¡alles daranzusetzen, rasehestens Skoplje zu erreichen. Beide Aufträge 
sollten sich am 29. September erfüllen. Die Serben der 1. Armee rückten 
an die Straße Skoplje—Kumanovo heran; die Reiterbrigade bemächtigte 
!) Ra do slawoff, Bulgarien und ¡die Weltkrise (Berlin 1923), 312. — Ki- 
r i t z e s c o, 433.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.