Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Dem Niedergang entgegen 
auf, die hier herrschte *). Der Monarch und Burián trugen ihren Plan 
vor, mit den feindlichen Mächten im neutralen Ausland Vorverhandlun¬ 
gen über die Grundlinien eines Friedens einzuleiten; Österreich-Ungarn 
könne unter keinen Umständen einen neuen Winterfeldzug führen. Wil¬ 
helm II. und seine Ratgeber waren grundsätzlich zu einem Friedensschritt 
bereit; aber zuerst sollte sich die deutsche Front, die jetzt im Rückzug 
begriffen war, wieder festigen. 
Bei den militärischen Abmachungen, die auch das künftige Verhalten 
gegen Rumänien streiften (S. 415), betonte der öst.-ung. Generalstabschef, 
daß der Krieg keinesfalls bis zur völligen Erschöpfung geführt werden 
dürfe, weil die Donaumonarchie ihre Armee auch nach einem Friedens¬ 
schluß zur Regelung von innen- und außenpolitischen Fragen brauchen 
werde. Zuletzt vermehrte noch die aufregende Kunde, daß England die 
Tschechoslowaken ;al,s kriegführende Macht anerkannt habe (S. 489), den 
düsteren Ton, auf den die Beratungen eingestellt waren. Die für den 
Habsburger Staat so schicksalsschwere Nachricht war dem Minister Burián 
vom Ballhausplatz drahtlich nachgesandt, der Öffentlichkeit in der Mo¬ 
narchie jedoch noch einige Tage lang vorenthalten worden. Am 17. August, 
des Kaisers Geburtstag, stand das Bekenntnis dies Feindes zur Zerstücke¬ 
lung des Reiches in den Tagesblättern2). 
Kaiser Karl schied aus dem deutschen Hauptquartier — die Herr¬ 
scher der beiden Reiche trafen sich hier zum letzten Mal — mit ernsten 
Eindrücken, aber doch in der einen Hinsicht befriedigt, wenigstens ein 
grundsätzliches Einverständnis für die Aufnahme von Friedensschritten 
gefunden zu haben. Denn bisher waren die Ansichten darüber zwischen 
Wien und Berlin weit auseinander gegangen. Eine Mare Einigung über 
das weitere Vorgehen war allerdings nicht erzielt worden, sondern 
blieb künftigem Gedankenaustausch vorbehalten. 
Das deutsche Außenamt nahm sofort Verbindung mit Holland auf 
und suchte Fäden zu den Feinden anzuspinnen. Admiral Hintze ging in 
seinem Anerbieten über Belgien bedeutend weiter, als die DOHL. zu¬ 
nächst zugestehen wollte. Allein, der Feindbund erkannte seinen offen¬ 
sichtlich auf der Walstatt liegenden Vorteil und war nicht gesonnen, sich 
durch die Diplomatie sein großes Kriegsziel, den Sieg über Deutschland, 
schmälern zu lassen3). 
1) Burián, 281 ff. — Arz, Zur Geschichte des Großen Krieges, 281 ff. —• 
Glaise-Horstenau, Die Katastrophe, 269 ff. 
2) Opocensky, 60 f. — Ar z, Zur Geschichte des Großen Krieges, 286. 
3) Schwertfege r, 98 ff. — Kühl, II, 422 ff.
	        
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