Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Unsicherheit im Osten und im Orient 
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Auch die Donaumonarchie erlebte in der Ukraine nur wenig Freude. 
Daß Österreich-Ungarn im ersten Halbjahr 1918 noch einen Friedens¬ 
schluß buchen konnte — am 29. Mai war ein solcher mit dem jungen 
Freistaat Finnland unterzeichnet worden —, blieb von der Öffentlichkeit 
fast unbeachtet. Die Spannung, die sich seit dem Hochsommer wieder 
mit Rumänien ergab, wurde schon geschildert (S.415). 
Ähnlich wie das kriegsmüde Bulgarien (S. 400 ff.) war auch die Tür¬ 
kei nur mehr ein lauer Bundesgenosse, der sein Heer in Palästina und in 
Mesopotamien verkümmern ließ, dagegen bei den mohammedanischen 
Bergvölkern des Kaukasus eigensüchtige Wege einschlug, die auch zum 
Widerstreit mit den Absichten der Deutschen führten. Die hochfliegen¬ 
den panislamitischen und panturaini,sehen Träume standen in keinem Ein¬ 
klang mit den tatsächlichen Fähigkeiten des osmanischein Staates1). 
Die zweite Monarchenxusmnmenkunjt in Sfra und Österreich-Ungarns 
Friedensschritt 
Nachdem die deutschen Heereslenker und Staatsmänner die geänderte 
Kriegslage im Hauptquartier zu Spa am 13. August eingehend beraten 
hatten, vereinte tags darauf ein Kronrat unter dem Vorsitz des Kaisers 
Wilhelm die Würdenträger des Reiches (S. 494). Die Versammelten stell¬ 
ten fest, daß die Kriegführung nur mehr in einer „strategischen Defen¬ 
sive" bestehen könne; daher habe die Politik durch neutrale Vermittler, 
wie etwa den König von Spanien oder die Königin ider Niederlande, eine 
Verständigung mit dem Feinde „im geeigneten Moment" — also nach 
dem nächsten Waffenerfolge — anzubahnen2). Im Schlußwort drückte 
sich GFM. Hindenburg, wohl um den Anwesenden nicht jede Zuversicht 
zu rauben, etwas hoffnungsvoller dahin aus, daß es gelingen werde, auf 
Frankreichs Boden stehen zu bleiben und dadurch dem Feinde „unsern 
Willen" aufzuzwingen. 
Durch die militärische und politische Entwicklung der letzten: Wochen 
fühlte sich Kaiser Karl zu einer Aussprache mit seinem Bundesgenossen 
gedrängt3) und erschien am 14. August, begleitet vom Außenminister 
Burián und GO. Arz, in Spa. Den Besuchern fiel die ernste Stimmung 
1) Burián, 249. 
2) Schwertf eg€ r, 91 ff. — Ludendorff, Urkunden, 499 ff. — Poll, 
370 f. — K u h 1, II, 415 ff. 
3) Cramo n, Bundesgenosse, 174 ff. 
VII 
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