Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Dem Niedergang entgegen 
Erfahrungen der Piave schlackt wohl nicht darüber täuschen körnen, daß 
von einer inneren Zersetzung der k. u. k. Armeen noch keinesfalls die 
Rede sein könne; sie werde sich daher auch bewußt sein, daß dem ita¬ 
lienischen Heere kein geschlagener Gegner gegenüberstehe. Italien werde 
daher noch zuwarten, bis sich das Gefüge seines Heeres gefestigt habe und 
die Verluste der letzten Schlacht ersetzt und vor allem die umfassenden 
materiellen Vorbereitungen, die Vorbedingung für jeden großangeleg¬ 
ten Angriff, beendet sein werden. Dazu werde der Feind aber voraus¬ 
sichtlich noch etwa bis zur zweiten Augusthälfte brauchen, eine Zeit, in 
welcher der Piave einen niedrigen Wasserstand erwarten lasse. Bisher 
seien lauch keine klaren Anzeichen eines bevorstehenden italienischen 
Großangriffes zu erkennen gewesen. Der Feind arbeite ¡mit Eifer an dem 
Ausbau seiner Stellungen; auch die Gruppierung und Bewegungen seiner 
Heeresreserven ließen noch keineswegs auf einen großen Angriff über 
den Piave schließen. Gleichwohl müsse man ¡aber stets auf einen Angriff 
gefaßt sein und alle Abwehrmaßnahmen kraftvoll betreiben. 
In der entscheidenden Frage, wo der Feind günstige Aussichten für 
einen großangelegten Angriff hätte, war der Feldmarschall Boroevic der 
Meinung, daß ein Vorstoß zwischen dem Mt. Tomba und dem Montello 
die lebenswichtige Verbindung zwischen den beiden Heeresgruppen tref¬ 
fen -und der Feind hier günstige Bedingungen finden würde, um die 
ganze Piavefront aufzurollen. Als Vorbereitung für diesen großen Schlag 
wären kleinere Unternehmungen des Feindes zwischen Brenta und Piave 
zu gewärtigen, zumal die Italiener an den übrigen Frontabschnitten alle 
ihre in der Junischlacht verlorengegangenen Stellungen bereits zurück¬ 
erobert hätten und sie dies nun wohl auch im Grappagebiete beim' I. und 
beim XV. Korps anstreben dürften. 
Ein Vorstoß aus dem Grappagebirge in das Becken von Feltre — 
so hieß es in dem Berichte des FM. Boroevic weiter — käme auch einer 
Offensive über den Piave insoferne zugute, ;al,s er die nördliche Flanke 
dies italienischen Angriffes schützen und überdies TruppenverSchiebun¬ 
gen zwischen den beiden öst.-ung. Heeresgruppen sehr erschweren müßte. 
Ein Stoß des Feindes südlich des Montello wäre für uns sehr empfind¬ 
lich, ¡aber auch für den Feind sehr schwierig, da er dort in der nörd¬ 
lichen Flanke immer bedroht werden könnte. Einen großangelegten 
Übergang über den Piave im Bereiche der Isonzoarmee hielt FM. Boroevic 
für wenig wahrscheinlich, weil der Feind dort keine großen Ziele ver¬ 
folgen könne und seine Flanke, von Norden bedroht, immer länger wer¬ 
den müßte. Auch westlich der Brenta und an der Tiroler Westfront sei
	        
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