Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Dem Niedergang entgegen 
Kampffeld der Sommeschlachten, bot alle Aussichten, auf «einen durch¬ 
greifenden Erfolg. Es war hier den Stelltagsdivisionen der deutschen 
2. Armee seit April nicht geglückt, in dem neu gewonnenen Gelände ent¬ 
sprechende Abwehrstellungen zu schaffen. Die schwachen Stände der 
Truppen und die fort dauernden Kämpfe mit dem ;an Zahl und Kriegsi- 
gerät weit überlegenen Feinde hatten die Kräfte der Kämpfer erschöpft. 
Solange die Aussicht bestanden hatte, in Kürze in Flandern wieder zum 
Angriffe schreiten zu können, waren diese Vierhältnisse nicht gefahr¬ 
drohend erschienen, da die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht mit dem 
bevorstehenden Einlangen der Angriffsdivisionen, also mit einem aus¬ 
reichenden Kräftezuschube hatte rechnen können. Der Entschluß der 
obersten Führung, den Angriff in Flandern fallen zu lassen und die 
schweren Kämpfe zwischen Marne und Aisne, die große Teile der deut¬ 
schen Kraftreserven auf sich zogen, beeinflußten jedoch die Lage der 
Heeresgruppe in ungünstigster Weise und mußten sie im Falle eines 
feindlichen Angriffes kritisch gestalten. 
Diese Abwehrkrise wurde vom Feinde richtig erkannt1). Er zog 
starke Kräfte, 19 Infanterie- und 3 Kavalleriedivisionen mit 2680 Ge¬ 
schützen, 646 Panzerwagen und über 500 Flugzeugen, für den Angriff in 
einer Frontbreite von 18 km zusammen; die oberste Führung der West¬ 
mächte konnte daher mit einem sicheren Erfolge gegen die hier stehen¬ 
den 10 schwachen deutschen Divisionen rechnen. 
Zu diesem überwältigenden Kräfteaufgebote gesellten sich noch 
moralische Vorteile für den Angreifer. Bei verschiedenen Unternehmun¬ 
gen des Gegners hatte die deutsche 2. Armee in ¡den letzten Wochen den 
Kürzeren gezogen. Daraus; und aus, der von den Engländern- errungenen 
völligen Luftherrschaft hatten die an die Angriffsfront herangezogenen 
frischen Kräfte;, darunter 4 kanadische und 5 australische Divisionen, 
das Gefühl unbedingter Überlegenheit gewonnen. 
Das auch vom Feinde erkannte Nachlassen der deutschen Kampf¬ 
kraft kann ¡aber weder als Versagen noch als Einzelerscheinung gerade 
bei dieser Armee gewertet werden2). Nach den schweren Opfern von 
vier Kriegsjahren an der Westfront, nach den Enttäuschungen, mit denen 
das erste Halbjahr 1918 abgeschlossen hatte, ist es verständlich, wenn 
der deutsche Kämpfer, der bisher Ungeheures geleistet und ertragen 
hatte, zu erlahmen anfing. Zudem begann die unterirdische Propaganda 
des Feindbundes, gefördert durch selbstmörderische Wühlarbeit im eige- 
1) Bos e, Die Katastrophe des 8. August 1918 (Oldenburg 1930), 21. 
2) Kühl, II, 406.
	        
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