Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Das Weltbild zu Beginn des Kriegs jähr es 1918 
Die Deutschen in Österreich hatten aus der unglücklichen Behandlung, 
die die Sixtusaffäre vor der Öffentlichkeit erfahren hatte, den Ein¬ 
druck gewonnen, daß der Kaiser sich in .aller Heimlichkeit von Deutsch¬ 
land habe trennen wollen; die Stellung der Dynastie erhielt dadurch 
auch in den deutschen Erblanden einen schweren Stoß. Noch größere 
Verstimmung hatte sich maßgebender Kreise im Deutschen Reich be¬ 
mächtigt. Kaiser Karl mußte, um diese zu versöhnen, am 10. Mai in Spa, 
wo 'die DOHL. anfangs März ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatte, 
auch für die Zeit nach dem Kriege einem möglichst engen politischen, 
militärischen und wirtschaftlichen Zusammenschluß der beiden Kaiser¬ 
reiche zustimmen. Freilich wurde die Erfüllung dieser Zusage von der 
Verwirklichung der „austropolnischen Lösung" abhängig gemacht, die 
bei der Stimmung in Deutschland in den Sternen geschrieben stand. In 
den in die Welt hinausgesandten Mitteilungen über das Ergebnis der 
Aussprache in Spa war aber nur von „einem Ausbau und einer Ver¬ 
tiefung des Bündnisses" ohne Vorbehalt die Rede. Man glaubte daraus 
die Ankündigung jenes mitteleuropäischen Imperiums ablesen zu kön¬ 
nen, dem, mit Ausnahme der Deutschen, alle Völkerschaften der Donau¬ 
monarchie, einschließlich der Magyaren, mehr oder weniger abgeneigt 
waren, und dessen Vereitelung zu den wichtigsten Kriegszielen der 
Entente und Nordamerikas gehörte. 
Für Österreich-Ungarns internationale Stellung erwuchsen aus die¬ 
sen Vorgängen zweifellos bedenkliche Nachteile, die um so mehr ins 
Gewicht fielen, als in den letzten Monaten die der Monarchie feind¬ 
lichen Kräfte im Lager der Entente ohnehin eine bedeutende Stärkung 
erfahren hatten. Das im Februar 1918 zu London ins Leben gerufene 
Propagandaministerium Northcliffe erklärte von Anbeginn, in seinem 
Ideenkampf gegen die Kaisermächte auf den Schlachtruf nach der „Be¬ 
freiung der von Habsburg unterdrückten Völker" nicht verzichten zu 
können, und verwies hiebei auf die Vergeblichkeit aller bisherigen Ver¬ 
suche, Österreich-Ungarn von Deutschland zu trennen und Italien zu einer 
Milderung der für die Donaumonarchie tödlichen Bedingungen des 
Londoner Vertrages von 1915 zu bewegen. Der britische Außenminister 
Balfour war zwar noch nicht geneigt, ein förmliches Todesurteil wider 
das Habsburgerreich zu unterzeichnen, aber er ließ die Northcliffe-Pro- 
paganda doch gewähren. In denselben Wochen zeitigten Annäherungs¬ 
versuche zwischen Italien und der jugoslawischen Emigration die ersten 
Früchte, und vom 9. bis zum 11. April konnte auf dem Kapitol zu Rom 
der erste große Kongreß der „von Habsburg unterdrückten Völker"
	        
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