Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Das Weltbild zu Beginn des Kriegs jähr es 1918 
tionierung der Arbeiterschaft begann gleichfalls, zunächst allerdings 
noch nicht aufdringlich, an dem Gefüge der Armee zu nagen. Drücke¬ 
bergerei und Fahnenflucht nahmen überhand. Osttruppen weigerten sich, 
die Züge zu besteigen, die sie nach Westen bringen sollten. Hunderte 
von Leuten verloren sich auf der Fahrt von einem Kriegstheater zum 
anderen oder auf der Rückkehr vom Urlaub. Rußland und die West¬ 
mächte wetteiferten mit den unabhängigen Sozialisten und den Spar¬ 
takisten im Schüren dieses Geistes. Der von Gdl. Ludendorff eingeführte 
,, Vaterländisch e Unterricht" erwies sich in der schon vorgerückten Stunde 
als Versuch mit untauglichen Mitteln. Schwere wirtschaftliche Not bot 
den zersetzenden Kräften Antrieb und Nahrung wie in der Heimat so 
auch an der Front. 
Diese Erscheinungen taten jedoch angesichts der Entschlossenheit, 
die die Masse des Heeres und vor allem sein Offizierskorps noch immer 
ungebrochen beseelte, der Siegeszuversicht der DOHL. keinen Abbruch, 
zumal ja der Sturz Rußlands die militärische Gesamtlage Deutschlands 
ganz wesentlich gebessert hatte. Die DOHL. glaubte nicht an die Mög¬ 
lichkeit eines Ausgleichsfriedens und der für ihre Politik maßgebende 
Erste Generalquartiermeister Ludendorff hielt einen solchen wohl auch 
nicht für erstrebenswert, da in seinen Erwägungen ein Kriegsende ohne 
Gewinn einer Niederlage Deutschlands gleichkam. Die DOHL. erblickte 
in einem günstigen Waffengang im Westen nicht nur die beste Bürg¬ 
schaft für eine erfolgreiche Beendigung des Krieges, sondern sogar das 
sicherste Mittel, auch der inneren Schwierigkeiten in Volk und Wehr¬ 
macht wieder vollends Herr zu werden. Diese Einstellung drängte sie in 
das Lager der die Regierung bekämpfenden Rechtsparteien. Vergebens 
bemühte sich der Kaiser, zwischen der Reichsleitung und den Generalen 
ein annehmbares Verhältnis herzustellen. Zuletzt stellte er sich voll¬ 
kommen in den Schatten seiner Feldherren, jeglichen wirklichen Ein¬ 
flusses auf die Regierungsgeschäfte -entsagend. Solcherart entbehrte das 
Reichsschiff, von widerstreitenden Strömungen hin- und hergeworfen, 
in der schwersten Zeit des Steuermannes, der es etwa noch in den 
sicheren Hafen hätte führen können. Indessen tat Wilsons neuerliche 
Kriegsansage wider die das deutsche Volk beherrschenden Gewalten ein 
Übriges, die höchste Autorität im Reiche zu untergraben. 
In der Geschichte des Habsburgerreiches war im 18. Jahrhundert 
die am Ausgang des Mittelalters erwachsene Mission der Osmanenab- 
wehr durch die nicht weniger bedeutsame Aufgabe abgelöst worden, das 
Abendland vor moskowi tische r Heimsuchung zu bewahren. Da nun zu-
	        
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