Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

94 Österreich-Ungarns Wehrmacht in den zwei letzten Kriegsjahren 
Geist und innerer Gehalt unseres Heeres 
Die glänzende Herbstoffensive 1917 gegen Italien hatte bei den mit¬ 
wirkenden Truppen und Führern das Kraftbewußtsein und das Gefühl 
der Überlegenheit über den Feind noch einmal mächtig gehoben und der 
Feldarmee zugleich auch große wirtschaftliche Vorteile gebracht. Doch 
wie diese kaum länger ¡als zwei Monate anhielten, so drangen auch auf 
den Geist des Heeres alsbald wieder alte und neue Gefahren ein. Schickt 
man sich an, diese kurz zu schildern, so soll es nicht ohne den ausdrück¬ 
lichen Hinweis geschehen, daß verwandte Erscheinungen in abgestufter 
Form bei allen, und zwar auch bei den wirtschaftlich unvergleichlich 
besser gestellten feindlichen Armeen zu beobachten waren. Aufgabe die¬ 
ser Darstellung ist es lediglich, die Entwicklung des öst.-ung. Heeres zu 
schildern. 
Der größte Feind des guten Geistes im Heere war — das muß im¬ 
mer wieder betont werden — die wirtschaftliche Verelendung des Sol¬ 
daten. Schon im Februar schlich sich das Gespenst des Hungers von 
neuem in die Feldlager an der Front und in die Kasernen der Heimat 
ein. Hatte der auf italienischem Boden stehende Soldat eben noch einen 
tiefen, am eigenen Leibe verspürten Einblick in die Reichtümer des 
feindlichen Heeres an Verpflegung, Bekleidung, sonstigen Gütern aller 
Art tun dürfen, so sah er sich nun wieder auf ein paar Bissen magersten 
Fleisches, auf den Genuß von nach Menge und Güte völlig unzureichen¬ 
den Maisklumpen und von Dörrgemüse verwiesen. Dieses letztgenannte, 
wenig schmackhaft und unbeliebt bei der Mannschaft, die manch bitteres 
Scherzwort dafür erfand, bildete nachgerade wieder die Hauptnahrung 
des Heeres, und es ist bezeichnend für das herrschende Elend, daß sich 
die Intendanz verpflichtet fühlte, die diesem Nahrungsmittel anhaften¬ 
den Mängel freimütig zuzugeben und ausdrücklich zu betonen, daß es 
trotz diesen keineswegs gesundheitsschädlich sei. Pferdefleisch begann 
auch für die Offiziersküchen zur Feinkost zu werden1). Hunger, Man¬ 
gel am Nötigsten lauf allen Gebieten und Krankheiten unterschiedlich¬ 
ster Art öffneten nur zu leicht den erdenklichsten Einflüssen die Türe 
zu den Soldatenseelen. 
Diese Einflüsse kamen bei den engen Verbindungen, die durch Brief¬ 
wechsel, Mannschaftsbewegung und Urlauber allenthalben fortbestanden, 
*) Glaise - Horst e na u, Das Heer im Frühjahr 1918 (Schwarte, V, 492ff.).
	        
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