Die Munitionserzeugung
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Munition aufzuerlegen, zu einer Zeit, wo der Artilleriekampf überall
schon im Zeichen der Massenwirkung stand.
Man ließ, besonders als auch Rumänien an die Seite unserer Feinde
trat, kein Mittel unversucht, die Munitionserzeugung, vor allem die für
die neuen Geschütze, zu steigern, so weit es nur ging; aber der Mangel
an Rohstoffen und die Leistungsfähigkeit der Industrie setzten diesem
Wollen seine Grenzen. Nur wenig mehr als die Hälfte einer neuen, auf
eine Wochenleistung von 800.000 Artilleriegeschoßen hinauslaufenden
Anforderung der Heeresleitung konnte in der zweiten Jahreshälfte er¬
füllt werden. Nach wie vor überstieg in den schweren Herbstkämpfen
sowohl im Nordosten als auch an der Südwestfront nur allzuoft der
Munitionsverbrauch die tägliche Erzeugung, ohne daß deshalb Ver¬
schwendung getrieben worden wäre.
Die Entwicklung der Luftwaffe und der technischen
Truppen
Nicht geringe Mühe bereitete es der öst.-ung. Heeresleitung, dem
großartigen Aufschwung zu folgen, den das Flugwesen im Jahre 1916
allenthalben nahm. Auch dabei spielte ebensosehr die Leistungsfähigkeit
der Industrie wie das Dahinschwinden der Menschenreserven eine be¬
deutende Rolle. Es war sicherlich eine höchst anerkennenswerte Leistung,
daß die Produktion im Jahre 1916 auf mehr als 1000 komplette Flug¬
zeuge und 500 Reservemotoren gesteigert werden konnte1), daß man in
der nächsten Zeit auf eine weitere Steigerung bis auf das Fünffache der
ursprünglichen Produktion hoffen konnte und daß man auf diese Art
mit der Aufstellung von zweieinhalb neuen Fliegerkompagnien in jedem
Monate rechnen durfte.
Zu Anfang 1916 hatte das AOK. den Ausbau der Luftfahrtruppe
auf 48 Kompagnien, und zwar für 24 Korps und für 8 Armeen je eine
Kompagnie mit Aufklärungsflugzeugen, für die Armeen überdies je
zwei Kompagnien mit Großkampfflugzeugen in Aussicht genommen2).
Noch war dieses Programm zur Jahreswende erst zu drei Vierteln
*) Von Kriegsbeginn bis Ende 1915 waren insgesamt 408 Motoren und 512 Flug¬
zeuggestelle erzeugt worden. Vgl. Madarász, Die k. u. k. Luftfahrtruppen im
Weltkrieg (Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1928, Sonderheft Luftflotten).
2) Solange eine geeignete Type von Großkampfflugzeugen noch nicht vorlag,
sollten auch diese Kompagnien mit leichten Flugzeugen ausgestattet werden.