Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Industrieller Aufschwung 
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Ende 1916 konnten monatlich 850 Maschinengewehre, 100.000 Ge¬ 
wehre und 500 Geschütze, darunter fast die Hälfte Steilfeuergeschütze, 
hergestellt werden. Für das kommende Jahr sahen die Lieferprogramme 
noch wesentliche Steigerungen vor,. Der Kreis der Erzeugungsstätten war 
erweitert und zu den Skodawerken, den Steyrwerken und dem Arsenal 
wurden seit 1915 auch die Böhlerwerke und seit 1916 die Eisenwerke 
Witkowitz und Resica sowie die ungarische Kanonenfabrik zu Arbeiten 
für den Kriegsbedarf herangezogen. 
So begrüßenswert es war, daß die bisher recht fühlbare Unzuläng¬ 
lichkeit der industriellen Kräfte der Monarchie aufgehört hatte, ein 
Hemmnis für den Ausbau der Wehrmacht zu bilden, so durfte sich die 
Heeresleitung doch keineswegs damit zufrieden geben. Ein Ende des 
Krieges war nicht abzusehen. Den Feinden stand die Wirtschaft der 
ganzen Welt zur Beschaffung von Kriegsgerät zur Verfügung. Schon 
hatte der Krieg begonnen, zum Materialkrieg, zum Krieg der Maschinen 
zu werden. Wer in dieser Entwicklung zurückblieb, mußte unterliegen. 
Sicherlich ließ sich noch weit mehr als bisher aus der Industrie her¬ 
ausholen, wenn man sie durch langfristige Aufträge zu größeren Investi¬ 
tionen ermunterte. Die Heeresleitung hatte es jedoch nicht leicht, diese 
Auffassung zur Geltung zu bringen. Ende 1916 hatte z.B. das oben ge¬ 
schilderte Ausbauprogramm der Artillerie (S. 59) noch nicht die Zustim¬ 
mung der Regierungen gefunden, weil es 1.3 Milliarden Kronen kostete. 
Der industrielle Aufschwung dieser Zeit ist umso bemerkenswerter, 
als ihm die äußerst gespannte Rohstofflage nicht geringe Hemmnisse be¬ 
reitete. Einem monatlichem Kupferbedarf von 3000 bis 5000 Tonnen stand 
nur eine Deckung von 2000 bis 3000 Tonnen gegenüber, obgleich die 
Metallzentrale schon 70 v. H. der Kupfervorräte aller Art aus der Pri¬ 
vatwirtschaft herausgeholt hatte. Selbst so sinnfällige Eingriffe wie 
die Abnahme von Kirchenglocken, Kupferdächern und Blitzableitern lie¬ 
ferten bis Ende 1916 nur 6400 Tonnen Kupfer und ließen in der Folge 
höchstens noch die Aufbringung von weiteren 7300 Tonnen erhoffen; 
letzten Endes doch recht bescheidene Ergebnisse gegenüber den Mengen 
des Bedarfes. An Blei wurde monatlich nur wenig mehr als die Hälfte 
der erforderlichen Menge gewonnen. Selbst die Gewinnung von Eisen 
und Stahl sowie von Manganerzen erreichte bei weitem nicht die not¬ 
wendige Höhe. Um den Nickelbedarf zu decken, entschloß man sich 
nach längerem Zögern endlich doch, die Nickelmünzen durch solche aus 
Eisen zu ersetzen. Im Winter 1916/17 begann schließlich auch schon 
Knappheit an Kohle fühlbar zu werden. Wirkte sich der Mangel vorerst
	        
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