Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Herbstoffensive gegen Italien 
Truppen drängte, entsprach seinem soldatischen Denken und wohl auch 
dem Wunsche, aus der Stickluft der politischen Sorgen in die reinere 
Atmosphäre der Armee zu flüchten. Die Sorglosigkeit, mit der er dabei 
auch Gefahren nicht aus dem Wege ging, zeugte für die oftbewährte 
Unerschroekenheit des jugendlichen Herrschers. Wohl ¡aber war es 
kaum zweckmäßig, daß auch der Generalstabschef den Obersten Kriegs¬ 
herrn grundsätzlich auf allen seinen Frontfahrten begleitete, indes der 
Arbeits apparat in Baden bei Wien fernab seinen Pflichten oblag. Da 
Gdl. Arz auf solche Weise ;als Begleiter des Kaisers tagsüber fast unab¬ 
lässig den Standort wechselte, und die Verbindung zwischen Baden und 
dem im Küstenland zurückgebliebenen Hofzug fast nur in den Abend¬ 
stunden und zur Nachtzeit erfolgreich wirken konnte, kam es vor, daß 
sich dringende Entscheidungen um halbe und ganze Tage verzögerten, 
und daß die darauf fußende Befehlsgebung sehr oft vom ungestümen 
Fluß der Geschehnisse überholt wurde. Gewiß hatte der Generalstabs¬ 
chef auch für sein stetes Verbleiben in der Umgebung des Kaisers 
triftige Gründe. Aber ihr Gewicht wurde doch zweifellos von den Nach¬ 
teilen überwogen, die daraus für die Führung der einander hastig fol¬ 
genden Ktiegshandlungen erwuchsen. 
Die Einstellung der Offensive und ihr Ergebnis 
In der Literatur ist auch mehrfach die Frage behandelt worden, 
ob es durch eine Fortführung der Offensive möglich gewesen wäre, 
den Italiener völlig in die Knie zu zwingen1);. Hiezu ist vor allem 
zu sagen, daß die Angriffsbewegung schon wegen der in Oberitalien 
eingetroffenen französischen und englischen Divisionen, die damals in 
Kreuznach und Baden auf mindestens zwölf geschätzt wurden, nicht 
ohne erhebliche Verstärkung der eigenen Kräfte fortzuführen gewesen 
wäre. Da um diese Zeit alle im Osten stehenden öst.-ung. Divisionen ein¬ 
gesetzt oder in der Ablösung deutscher Heereskörper begriffen waren, 
hätte diese Verstärkung nur aus deutschen Divisionen bestehen können. 
Mit ihnen hätte sich dann möglicherweise eine völlige Niederwerfung 
Italiens erzielen lassen. 
Aber die DOHL. war längst daran, die für das nächste Frühjahr 
geplante große Entscheidungsoffensive vorzubereiten, zu der auch der 
letzte, irgendwie entbehrliche Mann herangezogen werden sollte2). 
*) Krauss, Ursachen, 220. — Kühl, II, 219. 
2) Ludendorf f, 432 ff.
	        
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