Verebben der Kämpfe im Grappagebiet
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Korps Tutschek mußte neuerlich ins Gefecht treten, um die erreichte
Linie zu behaupten. Auch am 21. Dezember unternahmen die Italiener
mehrere, von heftigem Artilleriefeuer begleitete Vorstöße. Erst am 22.
trat, anscheinend wegen des dichter werdenden Nebels und Schnee¬
falles, der sehr ersehnte Stillstand ein. Die Italiener, die seit dem
11. Dezember in den Kampfraum des Korps Goiginger nicht weniger
als 19 Infanterieregimenter und 18 Alpinibataillone, in jenen des Korps
Tutschek 14 Infanterieregimenter und 8 Alpinibataillone ins Gefecht
geworfen hatten, waren nun wohl auch erschöpft. Neben hohen blu¬
tigen Verlusten hatten sie mehr als 8000 Mann an Gefangenen ein¬
gebüßt,
Das ursprünglich mit dem bescheidenen Ziel der Gewinnung einer
geeigneten Dauerstellung eingeleitete Unternehmen hatte sich zu einer
zwölftägigen schweren Schlacht entwickelt. Dankerfüllt für die be¬
wundernswerte Leistung der Truppen hob Erzherzog Eugen in einem
Rundschreiben hervor: „In unwiderstehlichem Drange nach vorwärts
haben diese Braven, allen Unbilden der Witterung trotzend, dem
schwierigen Gelände Stein um Stein abgewonnen und — unterstützt
vom treffsicher geleiteten Artilleriefeuer — dem Feinde in harten
Kämpfen schier unüberwindliche Stellungen entrissen." An erster Stelle
gebührte diese hohe Anerkennung der 4. ID., die erstmalig auf dem
schwierigen italienischen Kriegsschauplatz eingesetzt worden war. Aber
audh die 55. ID., deren Führer, GM. Schwarzenberg, am 21. Dezember
das IR. 7 auf dem Asolonegipfel besuchte und dann berichtete, das
feindliche Artilleriefeuer sei ebenso heftig wie vormals auf der Karst¬
hochfläche, verdiente volles Lob.
Der Ausk 1 ang der Dezemberkämpfe
Die Heeresleitung hatte schon am 5. Dezember, als sich die An¬
griffe gegen den Melettastock ihrem erfolgreichen Abschlüsse näherten,
beim Heeresgruppenkoimmando in Bozen angefragt, in welcher Linie
die Dauerstellung bezeugen werden würde, und damit zu erkennen ge¬
geben, daß sie eine großzügige Erweiterung des Melettaunternehmens
nicht ins Auge fasse. FM. Conrad befaßte sich nämlich angesichts des
neuerlich zutage getretenen Schwachmutes des Feindes mit dem Ge¬
danken, die Front bis an den Rand der Hochflächen bei Bassano vor¬
zutragen, ein Gedanke, der seiner Ansicht nach dann unschwer in die.
Tat umzusetzen war, wenn die Heeresleitung hiefür drei frische, stan¬