Die Kräfteverteilung auf die drei Kriegsschauplätze 49
Ausbildungskurse zogen immer mehr Menschen an sich, so daß der Stand
an Kämpfern mit dem Femergewehre, den Infanteristen im engeren Sinne,
im Durchschnitte des Jahres 1916 nur ungefähr ein Drittel, im Dezem¬
ber sogar nur ein Viertel des Verpflegsstandes ausmachte. Dabei ist
noch gar nicht in Betracht gezogen, daß schon längst mannigfache
Hilfsdienste im Armee- und Etappenbereiche von nichtmilitärischen
Kräften oder von Kriegsgefangenen ausgeführt wurden. Um die Jahres¬
wende 1916/17 waren es beispielsweise bei einem Gesamtverpflegsstande
von 3,353.000 Köpfen schon 45.000 nicht dienstpflichtige Zivilarbeiter
und 301.000 Kriegsgefangene.
Auch in der Kräfteverteilung der Monarchie zwischen den verschie¬
denen Schauplätzen ihres Kriegstheaters trat eine bedeutsame Verschie¬
bung ein. Der Isonzo wurde zur öst.-ung. Hauptfront und zog immer
größere Teile des gesamten Kraftaufgebotes an sich. Während anfangs
1916 bei einem Gesamtstande von 979.000 Feuergewehren und Reitern
568.000 auf die Nordostfront, 281.000 auf die Südwestfront und 130.000
auf die Balkanfront kamen, standen zu Ende des Jahres von insgesamt
852.000 Gewehren und Reitern nur mehr 452.000 im Osten (trotz Er¬
weiterung dieser Front um den rumänischen Kriegsschauplatz), 74.000
an der Balkanfront sowie in den besetzten Gebieten und in Festungen,
jedoch schon 328.000 an der Kampffront im Südwesten.
Veränderungen bei den Fußtruppen und bei der
Reiterei
Unter diesen durch Knappheit der Mittel gekennzeichneten Um¬
ständen konnte auch im Jahre 1916 von einem entschiedeneren Ausbau
der Fußtruppen keine Rede sein. Ihre organisatorische Entwicklung
war bis zur Jahreswende 1915/16 vornehmlich durch Gelegenheits¬
schöpfungen zum Ausdruck gekommen, die jedoch in ihrer Gesamtheit
immerhin einen nicht zu unterschätzenden Kraftzuwachs gebracht
hatten1). Eine manchmal vielleicht zu rege Neigung mancher Stellen zu
improvisierten Neuschöpfungen war schließlich vom AOK. eingedämmt
und dafür eine beschränktere Aufbauarbeit schon in die Richtung zu¬
künftiger Organisationsabsichten gelenkt worden.
Großzügige Reorganisationspläne beschäftigten allerdings die in
Betracht kommenden Stellen, Heeresleitung und Kriegsministerium, seit
!) Vgl. Bd. IV, 90 ff., weiters Franek, 101 ff.
VI
4