Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht im Jahre 1916 
industrie, die an diesem Aufschwünge großen Anteil hatte, erst dem 
Höhepunkt ihrer Schaffenskraft entgegen. 
Wohl trübte ein Schatten dies verheißungsvolle Bild: schon waren 
die Grenzen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Reiches sicht¬ 
bar geworden. Hatte es doch an mannigfachen Rohstoffen und vor 
allem an Menschen zu mangeln begonnen ! Aber selbst in dieser Hinsicht 
schien keine unmittelbare Gefahr zu drohen. Schon seit dem Herbst 1915 
waren die Abgänge geringer als die regelmäßig eintreffenden Ersätze. 
Wenn es dabei blieb, konnte die Ersatzleistung bis weit ins Jahr 1917 
hinein als gesichert gelten. 
Gerade in diesem Punkte nahmen aber die Dinge im Jahre 1916 
eine höchst bedrohliche Wendung'. Mit einem Schlage warf die Brussi- 
lowoffensive alle Berechnungen und Pläne über den Haufen. Binnen 
wenigen Wochen büßte die Nordostfront mehr als 300.000 Kämpfer, 
fast die Hälfte ihres Feuergewehrstandes, ein, und auch die heftigst 
hin und her wogenden Kämpfe der folgenden Monate forderten nicht 
geringe Opfer1). Im Juli 1916 betrug die Einbuße durch Tod, Verwun¬ 
dung, Krankheit und Gefangenschaft 167.000 Kämpfer, im August 
noch immer 138.000. Regimenter, die anfangs Juni 4000 und mehr 
Feuergewehre gezählt hatten, standen wochenlang mit einem Drittel 
ihres Standes in schwerstem Kampfe. Alsbald verschwanden aus der 
Kriegsgliederung die überzähligen (V., VI. usw.) Feldbataillone sowie 
eine erhebliche Zahl von Landsturminfanteriebataillonen. Aber sowohl 
sie als auch die Marschformationen, die im Armeebereiche noch ein paar 
Wochen hätten geschult werden sollen, und nun vorzeitig in den Kampf 
geworfen wurden, reichten bei weitem nicht aus, um alle Lücken in den 
Reihen der Truppenkörper zu füllen. Nur zu bald waren auch sie ver¬ 
braucht, und der Ruf nach Ersätzen erscholl wi&der so dringlich, wie es 
seit den schweren Tagen des Karpathenwmters nicht mehr der Fall 
gewesen war. Mit den fünf Reihen von Marschbataillonen, die nach 
einem sorgfältig erstellten Ersatzprogramme von Juni bis zum Jahres¬ 
ende vorgesehen waren2), war keinesfalls auszukommen. Denn die 
eiligst herbeigeführten Ersätze — im Juni zogen die „zweiundzwanzig¬ 
sten", im Juli eine Reihe von außertourlichen und im August die ,,drei¬ 
undzwanzigsten" Marschbataillone ins Feld — wurden gar schnell von 
dem Wirbel der kräftezehrenden Schlachten verschlungen. Wenigstens 
!) Die gesamten Abgänge des Jahres 1916 siehe Beilage 2, Tabelle 1. 
2) Schon von Ende 1915 an folgten die Marschbataillone einander nach je sechs 
Wochen.
	        
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