Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Cadornas Befehle zum Beziehen der neuen Front 
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so lange an der Li venza zu halten,, bis das Höchstkommando den Befehl 
zur Fortsetzung des Rückzuges geben werde, damit die 3. Armee in 
voller Or dnung den Piave abschnitt bese tzen könne 1). 
Die neuerliche Verschlechterung der Lage der 2. Armee hatte Cadorna 
am 3. November veranlaßt, an den Ministerpräsidenten einschreiben zu 
richten, in dem er mit voller Offenheit das Unheil, das über das Heer 
hereingebrochen war, zugab und über dessen moralische Erschütterung 
keinen Zweifel bestehen ließ. Er eröffnete seiner Regierung, daß er — 
wenn es ihm gelingen sollte, die 3. und die 4. Armee in guter Ordnung 
bis an den Piave zu bringen — die Absicht habe, an diesem Flusse die 
letzte Karte auszuspielen und sich zur Entscheidungsschlacht zu stellen. 
Denn bei einem weiteren Rückzug bis an die untere Etsch oder bis an. 
den Mincio, einem Rückzug, dem sich auch die 1. Armee anschließen 
müßte, würde die Masse der Artillerie eingebüßt und das Heer um 
den Rest seiner Schlagkraft gebracht werden. Zum Schluß schrieb Gen. 
Cadorna, es scheine ihm angemessen, „daß die Regierung abseits der 
militärischen Gründe jene Maßnahmen in Erwägung ziehe, die meine 
Kompetenz und meinen Pflichtenkreis überschreiten"2). Kriegshisto¬ 
riker von hohem Ansehen, wie die Generale Caviglia und Segato, sind 
der wohl zutreffenden Meinung, daß der letzte Satz des Berichtes 
Cadornas nur als eine Anregung zur Einleitung von Friedensverhand¬ 
lungen ausgelegt werden könne. 
Indessen versammelten sich am 5. November zu Rapallo die Re¬ 
gierungsvertreter Englands, Frankreichs und Italiens, dann die beiden 
Generalstabschefs Foch und Robertson mit je zwei Generalen und als 
Vertreter Cadornas Gen. Porro, um über die den Italienern zu gewäh¬ 
rende Waffenhilfe zu beraten. Auf die neuerlich vorgebrachten Besorg¬ 
nisse der italienischen Heeresleitung wegen eines gegnerischen Vorstoßes 
über den Tonalepaß und durch das Val Camonica befahl Foch, die Aus¬ 
ladung der französischen 10. Armee ganz in den Raum westlich des 
Gardasees zu verlegen. Die weiteren Ausführungen Porros, daß den 
377 in der Front stehenden italienischen Bataillonen 661 gegnerische 
gegenüberstünden, und daß 12 bis 15 deutsche Divisionen nach Südtirol 
im Anrollen seien, begegneten jedoch bei den Generalstabschefs Frank¬ 
reichs und Großbritanniens berechtigtem Zweifel. Da Porro auch noch 
„Sicherheiten für eine erfolgreiche Abwehr am Piave" erbat, wobei er 
1) Cad o r n a, La guerra, Neudruck 1934, 547 f. 
2) Caviglia, Le tre battaglie del Piave (Mailand 1934), 4. — Segato, 
L'Italia nella guerra mondiale (Mailand 1927), I, 515.
	        
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