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Die Herbstoffensive gegen Italien
Gegenüber der Heeresgruppe Boroevic ordnete sich die italienische
3. Armee, Vili., XI., XIII. und XXIII. Korps, von den Brücken bei
C. Pte. d. Delizia bis zum Meere zur Verteidigung des westlichen Taglia-
mentoufers. Die zwei südlichen Korps der 2. Armee, das XXIV. und
das II., sowie das jetzt zur 3. Armee gehörende VI. sammelten sich
dahinter zwischen Casarsa und S. Vito al Tagliamento. Das aus den
Divisionen 4, 7 und 58 neugebildete XXV. Korps wurde bei Porto-
gruaro bereitgestellt.
Der Vorstoß über den Tagliamento
Die Maßnahmen der hohen Führung hei Freund und Feind
Am 1. November stand abwärts von Villa Santina kein Italiener
mehr auf dem östlichen Tagliamentoufer. Auf dem Westufer hielt der
Feind aber scharfe Wacht und hatte bis jetzt jeden Übergangs versuch
zu vereiteln vermocht. Wollten die Verbündeten ihre Vorrückung fort¬
setzen, so mußten alle Bestrebungen auf ein rasches Überschreiten des
Tagliamentos gerichtet sein, ehe sich hier der Widerstand der Italiener
versteifte.
Unterdessen hatte am 29. Oktober Ludendorff in Baden angefragt,
wie man sich hier das Weiterführen der Kriegshandlung denke, wenn
wegen der gespannten Lage an der Westfront fünf deutsche Divisionen,
dorthin abgezogen werden würden. Das Kommando der Südwestfront,
zur Stellungnahme aufgefordert, meldete, daß es auch in diesem Falle
die Offensive über den Tagliamento fortzusetzen beabsichtige, um den
bisher erreichten Erfolg auszugestalten und eine kürzere Front herzu¬
stellen. Da die 14. Armee am weitesten voraus sei, käme — damit der
Fortgang der Offensive nicht beeinträchtigt werde — eine Abgabe
deutscher Divisionen erst nach erfolgtem Überschreiten des Tagliamentos
in Frage. Gdl.Arz drahtete hierauf am 1. November an GFM.Hinden-
burg, daß sich nach seiner Ansicht und nach jener des Kommandos der
Südwestfront „die Operationen bis an den Piave fortsetzen lassen".
In diesen Tagen legte auch FM. Conrad dem Oberkommando in
Baden seine Gedanken über die Teilnahme seiner Heeresgruppe an der
Offensive dar. Er glaubte nicht, daß es den Italienern gelingen werde,
sich noch östlich vom Piave zur Schlacht zu stellen. Sollten sie aber am
Westufer dieses Flusses Widerstand leisten, dann käme, um sie daran