Die Befehle der Armeekommajidanten
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Diese Weisung war offenbar durch die Meldung über ein am 27.
zwischen den Kommandos der deutschen 14. und der 2. Isonzoarmee
getroffenes Übereinkommen ausgelöst worden, demzufolge die 14. Armee
ihren linken Flügel auf die Brücken von Codroipo ¡ansetzen werde. Denn
die 2. Isonzoarmee, in deren Vorrückungsstreifen Codroipo fiel, die laber
noch zwischen der Korada und dem Mt. Santo im Kampfe stand, hätte
schwerlich rechtzeitig bei Codroipo eintreffen können, um der zurück¬
flutenden italienischen 2. Armee den Übergang über den hochange¬
schwollenen Fluß zu verlegen1). Nunmehr wurde die Abschnittsgrenze
zwischen der 14. Armee und der Heeresgruppe Boroevic aus der Linie
Udine—S. Odori co—Pozzo (S. 551) zur Bahnlinie Udine—Codroipo—
Casarsa nach Süden verschoben. Um die Armee Below zu kraftvollem
Vordringen zu befähigen, verstärkte sie der Erzherzog Eugen durch die
4. und die 33. ID. der Heeresreserve. Zu gleichem Zwecke hatte GO.
Boroevic die 29. ID. und nach Zulässigkeit auch das IV. Korps für die
Verschiebung zur 14. Armee bereitzustellen.
Hier ist zu erinnern, daß die seinerzeit in Kreuznach getroffenen
Vereinbarungen eine Waffenhilfe der deutschen 14. Armee nur bis zum
Erreichen des Tagli amento vorgesehen hatten. Gdl. Below hatte aber
stets im Sinne gehabt, bei einem großen Siege seine Armee auch über
diesen Fluß hinweg vorzuführen2). Er wies daher, obwohl die Zustim¬
mung der DOHL. noch ausstand, seine Korps am 27. Oktober um 10h
nachts an, die Tagliamentobrücken bei Ragogna, Dignano und Codroipo
zu gewinnen, ehe sie der Feind zerstöre. Hiezu wurden die Gefechts¬
streifen links durch folgende Linien festgelegt: für die Gruppe Kraus s
Colloredo—S. Daniele (Südrand)—Vacile; für die Gruppe Stein Plaino—
Silvella—Gradisca; für die Gruppe Berrer Chiavris—S.Marco—Coder¬
na—Arzenutto und für die Gruppe Scotti durch die bereits genannte
Bahnstrecke Udine—Codroipo—Casarsa di Delizia.
Gdl. Henriquez hatte am 27. nachmittags über die Kampfereignisse
bei seinen Korps noch keine genauen Nachrichten. Er hielt aber einen
Widerstand des Feindes auf der Korada und dem Mt. Sabotino nicht
mehr für wahrscheinlich und stellte seiner Armee die Aufgabe, „den
Feind in südwestlicher Richtung, linker Flügel hart an Cormons vorbei,
in die Ebene zu verfolgen". Hiebe ihatte sich das II. Korps der Höhen
zwischen Ipplis und Corno di Rosazzo zu bemächtigen. Das XXIV. Korps
sollte mit der Masse auf die Höhen nördlich von Cormons rücken, indes
!) Krafft, I, 159.
2) Ebenda, I, 158; II, 75.
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