Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Täuschungsmaßnahmen in Tirol 
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Vielsprachigkeit der meisten Bataillone hin sowie auf die sich bedenk¬ 
lich mehrenden Fälle von Fahnenflucht und Überlaufen zum Feinde, 
wofür der Grund bei der Mannschaft nicht selten im Hunger, bei Offi¬ 
zieren aber fast immer in der nationalen Gesinnung zu suchen war. 
Trotzdem bestand das Kommando der Südwestfront auf allen an¬ 
befohlenen Truppenabsendungen und auf der Durchführung von Ma߬ 
nahmen zur Täuschung des Feindes. Von diesen versprach sich der 
Marschall allerdings keinen großen Erfolg. Als de;r Feind am 27. und 
am 28. September im Adamellogebiet und in den Judicarien zu größeren 
Stoßtruppunternehmen losbrach, bot sich Gelegenheit, bei der durch¬ 
wegs geglückten Abwehr auch zwei Bataillone des deutschen Alpen¬ 
korps mitwirken zu lassen. Als dieses Korps vom 30. an nach der 
Wochein abfuhr1), kamen von der Westfront drei deutsche Sturm¬ 
bataillone, von denen eines be,im XIV. Korps auf dem Pasubio, eines 
beim III. auf der Ortigara und das dritt° im Abschnitt Pustertal bei 
Peutelstein und auf dem Mt. Piano zur Durchführung von Vorfeld¬ 
unternehmen eingesetzt wurden. Auf dem letztgenannten Berge wollte 
man hiebei von der auf dem steilen Nordhang gelegenen Stellung bis 
auf den flachen Oberteil gelangen. Dem am 22. Oktober unternommenen 
Angriff war aber kein Erfolg beschert. 
Von Mitte Oktober an funkten überdies zwischen dem Gardasee und 
dem Suganertale 21 deutsche Radiostationen irreführende Befehle, und 
schließlich erhoffte man sich aus der vom 15. bis zum 23. Oktober wäh¬ 
renden Anwesenheit des Kaisers Karl in Bozen eine Täuschung des 
Feindes. 
Die Ansammlung starker italienischer Kräfte im Suganertale — 
es wurden vier Infanterie-, zwei Bersaglieribrigaden sowie einige Al¬ 
pini- und Radfahrerbataillone festgestellt — ließ mit Recht an einen 
Erfolg der versuchten Irreführung der Italiener glauben. Diese Masse 
des Feindes bedeutete jetzt aber schon eine Gefahr und veranlaßte das 
Heeresgruppenkommando, das seit dem 3. Oktober der Heeresleitung 
unmittelbar unterstellt war, alle an andern Stellen entbehrlichen Reser¬ 
ven eiligst ins Suganertal heranzuführen. Überdies bat FM. Conrad am 
20. Oktober den in Bozen weilenden Chef des Generalstabes um sechs 
Bataillone von der russischen Front. Solche waren zur Stunde zwar 
nirgends verfügbar, aber einige Tage später erging der Befehl, die im 
Osten entbehrliche 9. KD. samt dem Kommando des Kavalleriekorps 
Hauer nach Tirol zu führen. Die nach Tirol anrollende 9. KD. wurde 
!) Ein deutsches Jägerbataillon blieb noch etwa zwei Wochen in den Judicarien.
	        
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