Die Heldentaten des IR. 14 auf dem Mt. S. Gabriele
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überfallsartig durchgeführt. Von jungen Offizieren überaus schneidig
geführt, erstürmten die tapferen Oberösterreicher die Höhe, nahmen
600 Italiener gefangen und erbeuteten 12 Maschinengewehre 1).
Das Unternehmen des IR. 14 war gerade zu jener Zeit erfolgt, da
sich der durch Alpini verstärkte Feind anschickte, die Frucht seiner
Feuerbelagerung einzuholen. So entwickelten sich am 12. September
wieder sehr schwere Kämpfe, in die von beiden Seiten die Geschütz¬
massen rücksichtslos hineinschossen. Erst nach stundenlangem Ringen,
namentlich um den Gabrielegipfel, mußten die Italiener einsehen, daß
ihr opfervolles Beginnen gescheitert war. Nach einem letzten Sturm¬
versuch am 13. September nahm das Artilleriefeuer allmählich ab,
ohne daß die Kämpfe um den „Monte del morte", wie die Italiener den
Mt. S. Gabriele nannten, schon völlig zum Stillstand gekommen wären2).
Rückblick
Die elfte Isonzoschlacht wurde, wie die meisten ihrer Vorgängerin¬
nen, von beiden Gegnern als Sieg gefeiert. Daß die Gewinnung der
Hochfläche von Bainsizza durch die Abwehr des schon sicher scheinenden
Durchbruches mehr als aufgewogen wurde, und daß zumal die Größe
der objektiven Leistung in dieser Abwehr dem Verteidiger das berech¬
tigte Bewußtsein des Sieges gab, ist zweifellos. So empfanden denn auch
die öst.-ung. Truppen einmütig die Schlacht als Sieg, und ihre Stimmung
entsprach diesem Empfinden. Auf italienischer Seite kamen dagegen, trotz
des bedeutenden Raumgewinnes, die Enttäuschung über den trotz aller
Verheißungen ausgebliebenen Enderfolg und die Erkenntnis von der alle
Erwartungen übersteigenden Zähigkeit des Gegners sowohl in den Reihen
der Armee als auch in der öffentlichen Meinung des Landes unver¬
kennbar zur Geltung. Trotzdem mochte in Baden und in Udine die
Lage umgekehrt beurteilt werden. Die k. u. k. Heeresleitung zumal durfte
sich über die Tatsache nicht hinwegtäuschen, daß ihr Sieg ein Pyrrhus¬
sieg und allem menschlichen Ermessen nach der letzte Abwehrsieg
gewesen war. Gründe für diese Auffassung gab es mehr als genug. Die
x) IR. 14, Ein Buch der Erinnerung, 265 ff. In Erinnerung an die Wiedererobe¬
rung des Mt. S. Gabriele durch das k. u. k. IR. 14 feiert dessen Nachfolgeregiment im
österreichischen Bundesheer, das oberösterreichische Infanterieregiment Nr. 14, den
12. September als Gedenktag.
2) Schwarte, V, 442.
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