Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Kriegspläne für das Kriegs jähr 1917 
gegenüberstanden, das weitere Verharren in der Dauerstellung. Gleiches 
hatte auf dem Balkan zu geschehen, da GFM. Hindenburg einem Vor¬ 
schlag der Bulgaren, mit deutschen Verstärkungen zur Wegnahme von 
Saloniki vorzustoßen, nicht nähertrat. Schließlich hatte auch die Türkei 
lediglich ihren Landbesitz zu verteidigen1). 
Eine „große strategische Bereitstellung" nannte Hindenburg diesen 
völligen Verzicht auf jede angriffsweise Kriegführung zu Land. Das 
Schicksal der Mittelmächte mußte zunächst der jedweder Einschränkung 
üb erhobenen Tätigkeit der Unterseeboote überantwortet bleiben. Der 
Schwerpunkt des Krieges war hiemit auf das Meer verlegt2). 
Ende Jänner kam den Mittelmächten die beunruhigende Nachricht zu, 
Franzosen und Italiener hätten die Absicht, die Schweiz zu überrumpeln 
und über sie hinweg nach Deutschland oder nach Westtirol vorzustoßen. 
FM. Conrad ließ sogleich alle Möglichkeiten prüfen, um gegebenen¬ 
falls der Eidgenossenschaft beizustehen. Als bestes Mittel erschien ihm 
die rasche Durchführung der von ihm angeregten Offensive gegen 
Italien. Er war jedoch auch bereit, die Schweiz unmittelbar, zunächst 
mit schwerer Artillerie, zu unterstützen. Auf die von Conrad dem 
Schweizer Oberbefehlshaber Oberst-Korpskommandanten Sprecher v. 
Bernegg mitgeteilten Gesichtspunkte gab dieser dem k. u. k. Militär- 
attaché in Bern gegenüber der Anschauung Ausdruck, daß im Falle eines 
Angriffes der Entente auf die Schweiz ihm die Franzosen als die ge¬ 
fährlicheren Feinde erschienen. Diesen entgegenzutreten, müßte er soviel 
Truppen wie nur möglich, etwa 21 Brigaden, einsetzen. Gegen Italien 
würde nur so viel stehen bleiben, wie zur Rückendeckung der genannten 
Hauptkräfte nötig wäre, etwa drei Brigaden3). Die Verteidigung der 
Südfront würde in diesem Falle unter Preisgabe des Kantons Tessin 
über die Pässe St. Gotthard, Splügen und Bernina zum Wormserjoch 
gelegt werden. Die Behauptung des letztgenannten, nahe der Tiroler 
Grenze gelegenen Überganges bliebe den Streitkräften Österreich-Un¬ 
garns überlassen. 
1) Hindenburg, Aus meinem Leben (Leipzig 1920), 225 ff. 
2) Volkmann, Der große Krieg 1914—1918 (Berlin 1922), 124. — Stege¬ 
mann, Geschichte des Krieges (IV, Stuttgart 1921), 307 ff. 
3) Das mobilisierte Schweizer Heer zählte 6 Infanteriedivisionen zu je 3 Bri¬ 
gaden, 4 Kavalleriebrigaden, 6 Landwehrbrigaden, Festungsbesatzungen und Armee¬ 
truppen, insgesamt 257 Bataillone, 14 Radfahrkompagnien, 80 Eskadronen, 105 Bat¬ 
terien und 15 Geniebataillone [Bordeaux, La Suisse dans la guerre mondiale 
(1914—1919), (Paris 1931), 31].
	        
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