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Die Kriegspläne für das Kriegs jähr 1917
gedacht. Er sollte zwischen Astico und Brenta unternommen werden.
Die Angriffskräfte wären wieder in zwei Staffeln zu gliedern gewesen,
in eine aus zwölf gebirgstüchtigen öst.-ung. Divisionen bestehende Sto߬
staffel und eine zweite, die aus sechs besonders beweglichen deutsehen
Divisionen zu bestehen gehabt hätte. Den Oberbefehl über den Vorstoß
aus Südtirol sollte auf jeden Fall ein öst.-ung. General (Erzherzog Eugen)
führen. Deutschen Befehlshabern war je ein Armeekommando in Tirol
und bei Tolmein zugedacht. Auf eindringlichsten Wunsch hätte dem
Bundesgenossen gegebenenfalls auch das Heeresgruppenkommando an
der Isonzofront überlassen werden können.
Der uneingeschränkte Unterseebootkrieg
Während im öst.-ung. Hauptquartier diese Pläne entworfen wurden,
war in Deutschland eine für alle Vierbundgenossen äußerst schicksals¬
schwere Entscheidung gefallen. Deutschland hatte sich, zunächst ohne
den Verbündeten zu verständigen, entschlossen, die zweite der von Con¬
rad für die Kriegführung 1917 aufgeworfenen Grundforderungen, die
Verwirklichung des uneingeschränkten U-Bootkrieges, zu erfüllen.
Daß ein großer Teil der öffentlichen Meinung im Reiche auf diesen
Entschluß hindrängte, ist im V. Bande (S. 715) schon angedeutet worden.
Als vor Weihnachten 1916 über die Abweisung des Friedensanbotes der
Mittelmächte kein Zweifel mehr bestehen konnte, war es für die DOHL.
ein feststehender Entschluß, daß nunmehr auch von jenem schärfsten
Kampfmittel entschiedener Gebrauch gemacht werden müsse1). Sie
stützte sich dabei auf ein Gutachten, das der Chef des Admiralstabes,
Adm. v. Holtzendorff, am 22. Dezember erstattet hatte. Der Admiral-
stab berechnete, daß England, wenn monatlich nur 600.000 Tonnen an
Handelsschiffen vernichtet würden, in fünf bis sechs Monaten auf die
Knie gezwungen wäre — allerdings unter der Voraussetzung, daß der
uneingeschränkte Tauchbootkrieg schon am 1. Februar einsetze. Der
deutsche Reichskanzler Dr. v. Bethmann-Hollweg war innerlich gegen
die Vorschläge der Heeresleitung eingestellt, unterwarf sich aber in der
Besprechung, die am 9. Jänner in Pleß stattfand, der vom GFM. v. Hin-
denburg und vom Gdl. Ludeindorff gestellten Forderung. Schon in den
nächsten Tagen gingen die U-Boote mit versiegelten Befehlen in See.
i) Bethmann-Hollweg, Erinnerungen und Betrachtungen (Berlin 1921),
II, 129 ff. und 260 ff.