Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Die entscheidenden Beschlüsse bei den Mittelmächten 
Hiezu Beilage 1 
Der Operationsentwurf des Feldmarschalls Conrad 
Die grundsätzliche Auffassung, die der öst.-ung. Generalstabschef 
FM. Freih. v. Conrad zu Beginn des Jahres 1917 über die Fortführung 
des Krieges hegte, geht aus einem Satze hervor, den eine von ihm um 
den 10. Jänner dieses Jahres schon in seinem neuen Hauptquartier Baden 
bei Wien (Bd. V, S. 724) verfaßte Denkschrift enthält. ,,Da der Krieg", 
schreibt der Feldmarschall, „in den Kämpfen dieses Frühjahres zur Ent¬ 
scheidung drängen wird, ist die äußerste Steigerung aller eigenen 
Machtmittel (personell, materiell) für diesen Zeitraum erforderlich — 
also nicht mehr im Sinne einer noch sehr langen Dauer des Krieges; 
denn fällt die Entscheidung im Frühjahr zu unsern Ungunsten, dann ist 
kaum mehr auf eine Wendung; durch jene Kräfte zu rechnen, welche uns 
überhaupt noch verfügbar bleiben werden." Und an anderer Stelle dieser 
Denkschrift vermerkt Conrad, daß von den Mittelmächten jetzt sozu¬ 
sagen die „letzte Karte" ausgespielt werde. Über die Art, wie diese 
letzte Karte ausgespielt werden sollte, gab sich der stets tatentschlossene 
Feldherr keinem Zweifel hin. Ein Abwarten der sicherlich in Aussicht 
stehenden Entente offensive lasse „dem Gegner die Zeit, den Angriff in 
dem ihm günstigsten Moment, an der ihm günstigsten Stelle und mit der 
ihm größtmöglichen Machtentfaltung zu führen". Es gäbe keine andere 
Lösung, als dem Feinde im Angriff zuvorzukommen und ihm dadurch 
alle Vorteile vorwegzunehmen, die ihm ein Abwarten sichern müßte. 
Über die Front, wo diese Entscheidung gesucht werden sollte, hatte 
sich Conrad in der Stunde, da er seine Denkschrift niederschrieb, noch 
kein abschließendes Urteil gebildet. Er dachte an die italienische Front, 
aber auch an Ostgalizien, wo vielleicht einem neuen russischen Angriff 
zuvorgekommen werden konnte, auffälligerweise aber nicht, an die 
Westfront, obgleich er auch die ihrer Vollendung entgegengehenden 
deutschen Neuformationen mit in Rechnung zog. 
Neben den Vorbereitungen für einen groß angelegten Angriff wollte 
der Feldmarschall auch den uneingeschränkten Tauchbootkrieg ein- 
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