Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Der letzte Russenansturm 
ihnen aber geboten zu sein, um wirklich vorhandene Verständigungs- 
möglichkeiten nicht zu zerstören. Auf Anregung der DOHL. war der 
Propagandadienst bereits Ende April angewiesen worden, den friedens¬ 
freundlichen russischen Soldatenkomitees nahezulegen, daß sie von ihren 
höheren Führern den Abschluß eines drei- bis vierwöchigen Waffenstill¬ 
standes fordern mögen, um auch den Fronttruppen die Teilnahme an 
den Wahlen für die Sowjets zu ermöglichen. Der k. u. k. Chef des Gene¬ 
ralstabes, Gdl. Arz, hatte allerdings wenig Hoffnung, auf dem Wege 
des „unverbindlichen Geplauders" von Schützengraben zu Schützen¬ 
graben zu Verhandlungen mit höheren russischen Kommandanten zu 
kommen. Aus diesem Grunde hatte er schon am 1. Mai dem GFM. 
Hindenburg vorgeschlagen, durch die drei Oberbefehlshaber der Ost¬ 
front, Prinz Leopold von Bayern, Erzherzog Joseph und GFM. Macken¬ 
sen, gleichzeitig ein offizielles Waffenstillstandsangebot unmittelbar an 
die Stawka zu richten. Ging diese darauf ein, dann sollten 48 Stunden 
nach dem Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen bevollmächtigte 
Vertreter der Heeresleitungen und Regierungen zusammentreten, um 
allgemeinè Friedensverhandlungen einzuleiten. Die Antwort des GFM. 
Hindenburg war zustimmend, doch meinte er, daß vorerst mit allen 
verbündeten Heeresleitungen die Bedingungen eines Waffenstillstandes 
zu vereinbaren wären. Auch ließ er dasAOK. wissen, daß eine etwaige 
Forderungs Rußlands an Deutschland, während des Waffenstillstandes 
keine Truppen ver Schiebungen vorzunehmen, abgelehnt werden müßte. 
Noch in der ersten Hälfte Mai wurden von den Heeresleitungen der 
verbündeten Mittelmächte die Bedingungen für einen Waffenstillstand 
mit Rußland entworfen. Sie gingen von dem Streben aus, zu einer Ver¬ 
ständigung mit diesem Staate zu kommen. Der Grundgedanke war: Ein¬ 
stellung der Feindseligkeiten in den Linien, die zurzeit gehalten wurden, 
auf der ganzen Front zwischen dem Schwarzen Meere und der Ost¬ 
see sowie im Kaukasus. Der Seekrieg im Schwarzen Meere und in 
# der Ostsee sollte ebenfalls eingestellt werden. Die Heeresleitungen der 
Mittelmächte wollten sich verpflichten, ihre Truppen während des 
Waffenstillstandes nicht zu verstärken und keine größeren Truppenver¬ 
schiebungen für einen Angriff auf die russische Front vorzunehmen. 
Der Entwurf wurde dem türkischen und dem bulgarischen Oberkom¬ 
mando zugesandt und erhielt nach längerem Meinungsaustausch deren 
Zustimmung. 
Eine dringende Notwendigkeit, mit Rußland unter allen Umständen 
in baldige offizielle Waffenstillstandsverhandlungen einzutreten, hielt
	        
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