Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Begebenheiten im Mai und Juni 
Niedergang des russischen Angriffswillens 
Fortsetzung der Friedenspropaganda im Mai 
Hiezu Beilagen 4, 11 und 12 
Auf der ganzen Kampffront von Riga bis zum Schwarzen Meere 
herrschte seit April 1917 Waffenruhe. Eifrig betrieben die öst.-ung. und 
die deutschen Nachrichtentrupps von Schützengraben zu Schützengraben 
eine rege Propaganda, um dem kriegsmüden Muschik die Friedens¬ 
geneigtheit der Mittelmächte klarzumachen und ihn gleichzeitig von der 
Nutzlosigkeit der Fortführung des Krieges zu überzeugen. Eine Weile 
hatte es denn auch den Anschein, als ob es auf diesem Wege gelingen 
werde, mit dem russischen Heere zu einem Waffenstillstand und mit 
Rußland überhaupt zum Frieden zu kommen. Bis Ende April hatten 
sich schon die Soldatenkomitees von mehr als hundert russischen Divi¬ 
sionen mit unseren Nachrichtentrupps in Verhandlungen eingelassen, 
an vielen Stellen der Front hatten die- russischen Truppen die Erklä¬ 
rung abgegeben, nicht mehr angreifen zu wollen. Ihre höheren Führer 
zeigten sich jedoch gegen alle Annäherungsversuche unzugänglich. 
Offenbar war dies ein Erfolg der Entente, der die russische Regierung 
noch Gefolgschaft leistete, und die seit längerer Zeit bei allen höheren 
russischen Kommandos Überwachungsoffiziere unterhielt. Auch die rus¬ 
sische Artillerie und die Fliegertruppe hatten sich von Anfang an den 
Verhandlungen an der Front und unserer Propaganda gegenüber völlig 
ablehnend verhalten. Die russischen Kanoniere nahmen trotz des Wider¬ 
spruches ihrer Infanterie verhandelnde Gruppen unter Feuer. So ent¬ 
wickelten sich an den Kampffronten im Osten immer unklarer wer¬ 
dende, die Manneszucht schwer gefährdende, unhaltbare Zustände. 
Sie veranlaßten den Oberbefehlshaber Ost, anfangs Mai bei der DOHL. 
zu beantragen, die Schützengrabenpropaganda, die schon als Schwäche 
ausgelegt werde, möge eingestellt werden, falls es nicht in kurzer Zeit 
gelingen sollte, mit russischen Führern Verhandlungen anzuknüpfen. 
Das Kommando der deutschen Südarmee regte um dieselbe Zeit sogar 
die Wiederaufnahme der vollen Kampftätigkeit an. 
Die Heeresleitungen der verbündeten Mittelmächte verhehlten sich 
keineswegs die Schattenseiten dieser eigenartigen Waffenruhe; sie schien
	        
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