Das Kräfteverhältnis in Albanien
123
albanische Freischaren unter ihrem Führer Salih Butka die von Korea
nach Westen und nach Süden führenden Wege. Die zweite Gebirgs-
brigade dieser Division, die 20., stand in dem außerordentlich armen
Gebirgsland südöstlich von Elbasan; sie hatte zwei Bataillone bis an
den Abschnitt zwischen Ohrida- und Maliksee vorgeschoben. Die
20. GbBrig. hielt Verbindung zum Westflügel der bulgarisch-deutschen
Front, zur Gruppe des deutschen Obst. Thierry, der mit der bulga¬
rischen 3.KBrig., einem österreichischen Landsturmbataillon und zwei
öst.-ung. Gebirgsbatterien die Landenge zwischen dem Ohrida- und
dem Prespas'ee sperrte. Den Küstenschutz an der Adria versahen die
gleichfalls zur 47. ID. gehörende 211. LstlBrig. und die dem XIX. Korps-
kmdo. unmittelbar unterstellte Gruppe Obsit. Babic.
Den öst.-ung. Truppen stand an der Vojusa das italienische Expedi¬
tionskorps (verstärkte 38. ID.) gegenüber. Korea hielt eine französische
Brigade besetzt. Im Räume zwischen den albanischen Seen sicherten
Teile der französischen 156. ID. den Westflügel des Orientheeres des
Gen. Sarrail.
Sarrail sah sich anfangs Jänner veranlaßt, diesem seinem Westflügel
mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden. Veranlassung hiezu war die Notwen¬
digkeit, die neue, von Santi Quaranti über Korea laufende Etappenlinie zu
sichern, dann die Absicht, die durch das Seengebiet nach Griechenland
führende Verbindung der Mittelmächte zu unterbinden. Hiezu wurde
die neu angekommene französische 76. ID. in diesen Raum gelenkt. Da
auch die Italiener ihr Expeditionskorps durch eine Infanterie- und eine
Territorialbrigade sowie durch einige Batterien verstärkten, verschob
sich das Kräfteverhältnis zu Ungunsten des k. u. k. XIX. Korps, das sich
wegen der kaum behebbaren Nachschubschwierigkeiten und der schlech¬
ten Gesundheitsverhältnisse ohnehin in einer recht schwierigen Lage
befand. Die Verstärkung durch ein Landsturmbataillon fiel nicht ins
Gewicht. Um wenigstens die Feuerkraft an der Landfront zu erhöhen,
wurden die im Küstenschutze stehenden Gebirgsbatterien durch Ge¬
schütze der Festung Skodra (Skutari) ersetzt und den Gebirgsbrigaden
zugewiesen.
Schon bald nacfi Neujahr machte sich der verstärkte Druck der
Franzosen in Südalbanien fühlbar. Ihre vom 10. bis zum 14. Jänner
gegen die Ceravastellung südlich vom Ohridasee geführten Angriffe
konnten aber von der 20. GbBrig. mit Unterstützung der Gruppe Thierry
abgewiesen werden. Nur die am Südufer des Ohridasees sich erhebende
Klosterhöhe mußte französischen Kolonialtruppen überlassen werden.